Kino_Transformers

Krieg der Roboter

Von Steven Spielberg koproduziert, vom Action-Experten Michael Bay mit großem Aufwand inszeniert: Die Realverfilmung der beliebten Spielzeugreihe zieht optisch zwar alle Register, bleibt dafür aber inhaltlich umso blasser.    12.07.2007

Wer als Junge in den 80ern aufgewachsen ist, hat fast zwangsläufig einmal mit den "Transformers"-Figuren gespielt. Die Roboter ließen sich mit nur wenigen Handgriffen in Autos, Flugzeuge oder sonstige Vehikel umfunktionieren, die ihnen als Tarnung und zweite Identität dienten. Nach mehreren "Transformers"-Zeichentrickadaptionen nahm sich nun Michael Bay der Aufgabe an, eine Realverfilmung der legendären Spielzeugreihe auf die Beine zu stellen. Mit Hilfe eines stattlichen Budgets von 150 Millionen Dollar und der neuesten Tricktechnik aus dem Hause Industrial Light & Magic sollten die blechernen Kolosse auf der Kinoleinwand zum Leben erweckt werden.

 

Der Film startet mit einer Kurzeinführung in das "Transformers"-Universum. Nachdem der Bürgerkrieg auf dem Planeten Cybertron zwischen den beiden verfeindeten Robotergruppen der Autobots und Decepticons zu eskalieren droht und Megatron, der skrupellose Anführer der Decepticons, kurz davor ist, alle Macht an sich zu reißen, wird ein wertvolles Artefakt ins Weltall geschossen. Megatron ist auf den sogenannten Allspark angewiesen, um seine absolute Herrschaft zu begründen. Seine Suche nach dem Artefakt führt ihn auch auf die Erde, wo Jahre später sein lebloser Körper im Eis der Arktis von Prof. Witwicky entdeckt wird. In die Brille des Professors graviert Megatron die genauen Koordinaten des Allspark ein, wovon dessen Urenkel Sam (Shia LaBeouf) nichts ahnt, als er einige Habseligkeiten seines berühmten Vorfahren im Internet versteigern will.

Noch ehe Sam sich´s versieht, stecken er und seine Freundin Mikaela (Megan Fox) mitten in einer gigantischen Materialschlacht. Die Decepticons treffen auf der Erde ein, um Megatron zur Seite zu stehen, während die Autobots unter Führung von Optimus Prime versuchen, die Menschheit vor den Killermaschinen zu schützen. Doch dazu bedarf es erst eines großen Opfers, da immerhin nicht weniger als unser aller Zukunft auf dem Spiel steht. Und so scheint sich im Finale auf den Straßen von Los Angeles das Familienmotto der Witwickys zu bewahrheiten: "No sacrifice, no victory!"

 

Wenn es kracht, rummst und die Kinolautsprecher vor lauter Explosionen dem technischen K. o. gefährlich nahe sind, handelt es sich vermutlich um ein Action-Spektakel des Profi-Krawallmachers Michael Bay. Der hält bekanntlich nichts von vornehmer Zurückhaltung. Schon in Filmen wie "The Rock", "Pearl Harbor" oder "Armageddon" standen stets die Schauwerte im Vordergrund - oftmals garniert mit einer Überdosis Pathos und militantem "God bless America"-Getöse. Klar, daß Bay bei "Transformers", wo es nun einmal auch um das Schicksal der Menschheit geht, ähnliche Zutaten verwendet. Viele Einstellungen könnten problemlos in einen Werbetrailer für die US Army kopiert werden, derart stylish fängt die Kamera die Männer in Uniform und ihre Maschinen ein. Dagegen wirken selbst kleinere Seitenhiebe in Richtung der aktuellen amerikanischen Regierung lediglich wie liberale Feigenblätter.

Schwerer als der militaristische Unterton wiegt jedoch die fade Dramaturgie. Nach einer kurzweiligen, weil stark an Jungstar Shia LaBoeuf ausgerichteten Exposition erschlägt einen recht bald die Monotonie des Plots. Überspitzt formuliert: Wenn die Roboter nicht gerade einen Stützpunkt der Army attackieren oder sich wie im viel zu langen Showdown gegenseitig vermöbeln, darf Jon Voight in der Rolle des Verteidigungsministers bedeutungsschwangere Reden schwingen. Dazu gibt es reichlich technischen Firlefanz, der das kalte Herz des Films noch offensichtlicher hervortreten läßt: überall gelackte, nahezu perfekte Animationen der ILM-Mannschaft, die gleichfalls nicht verhindern kann, daß man sich an der Zerstörungsorgie viel zu schnell satt sieht. Und spätestens ab dann zieht sich "Transformers" wie ein zu oft gespieltes Videospiel, bei dem jeder neue Level nur den vorangegangenen kopiert.

 

Dabei finden sich abseits der gleichförmigen Action durchaus einige starke Momente - mehr aber auch schon nicht. Sams Crash-Kurs im Erwachsenwerden, seine Selbstfindung in einem für ihn viel zu großen Spiel; das alles hebt sich wohltuend von der eigentlichen Storyline ab. Shia LaBeouf, der im kommenden Jahr an der Seite von Harrison Ford im vierten "Indiana Jones"-Abenteuer zu sehen sein wird, beweist hier, daß er derzeit zu Recht als einer der gefragtesten Darsteller Hollywoods gehandelt wird. Vom Typ ist er zwar eher ein unauffälliger Sunnyboy, doch man nimmt ihm und seiner Filmfigur das Gefühlschaos und die Überforderung zwischen (heimlicher) Liebe und Weltretter-spielen-müssen jederzeit ab. Zugleich ist es auch sein Job, im Zusammenwirken mit seinem Film-Vater (Kevin Dunn) für die meisten Pointen zu sorgen.

"Transformers" dürfte letztlich aber nur eingefleischte Fans von Optimus Prime, Bumblebee & Co. wirklich zufriedenstellen. Als eigenständiger Film für Nicht-Autobots-Anhänger trägt das Konzept keine 135 Minuten. Schlimmer noch: Mit ihrer am Ende arg dick aufgetragenen Botschaft, daß ohne Selbstaufgabe keine Wende zum Besseren möglich sei, spielt Bays Roboterparade - ohne es zu wollen - einer zweifelhaften Opfer-Agitation in die Hände.

Marcus Wessel

Transformers

ØØ 1/2


USA 2007

135 Minuten

Regie: Michael Bay

Darsteller: Shia LaBeouf, Tyrese Gibson, Jon Voight u. a.

Links:

Kommentare_

Optimus Prime - 12.02.2008 : 23.58
Alles Humbug, Transformers ist Bays bester seit Armageddon.
Fipsi Godart - 13.02.2008 : 00.26
Da Michael Bay als Garant für anspruchsvolles Autorenkino gilt, waren wir von seinem neuestem Werk " 'Transformers" schwer enttäuscht.
135 Minuten voller Action,wilder Effekte und eine äusserst belanglose Handlung.Abgerundet wird das Spektakel von einem pathetischen Ende.

Fazit:Was will man mehr!
Ein opulentes Meisterwerke für alle Sinne.
Spannend und herzerwärmend bis zur letzten Sekunde.

Fipsi Godart


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