Coldplay - X&Y
ØØØ 1/2
EMI (GB 2005)
Das schreit nach Freiluftsaison: Die Konsens-Soft-Rocker haben auf ihrem dritten Album ihre eigene Tourneewerbung eingespielt und damit eine Gleichung ohne Unbekannte aufgestellt. 17.06.2005
Als Liveband sind sie gern gesehen: Coldplay bringen ohne Schwierigkeiten die für "Parachutes" oder "A Rush Of Blood To The Head" eingespielten Studiostücke in publikumsbewegende Auftrittsform. Die Formwandlung gelingt sogar so gut, daß man ins Grübeln kommen könnte, für welche Hörsituation - aus der Konserve oder live - die Songs überhaupt gedacht waren. Mit dem aktuellen Album gehen die Briten einen Schritt weiter. Fast schleicht sich dabei der Verdacht ein, es könnte sich um ein Konzeptalbum handeln: Nimm so auf, daß dem Publikum in spe bereits beim Durchlauf des Albums klar wird, was sie auf der begleitenden Tour erwarten wird. Dieses Vorhaben (falls es tatsächlich der hier aufgestellten These entsprochen haben sollte) ist gelungen. Allerdings verwischen dadurch auch die Umrisse der einzelnen Songs, die sich mit der kompakten Dimensionalität eines Tonträgers zufrieden geben müssen. "X&Y" beansprucht für sich einigen Platz zur freien Klangentfaltung und trimmt zu diesem Zweck sein Erscheinungsbild auf perfekt. Rauhe Oberflächen wurden ausgespart, Coldplay verpaßt ihrem jüngsten Werk einen glatteren Anstrich als den Vorgängern. Die Stimmungsfarbe ist durchaus angenehm, schillert sogar in unterschiedlichen Nuancen.
Trotzdem sind die Stücke besser aufgehoben, wenn sie vor die Tür an die frische Luft gesetzt werden. Die Band um Chris Martin versteht es, kleine Töne auf eine Weise zu vergrößern, die gleichermaßen wehrlos macht wie sie in Staunen versetzt. Die in den Texten festgehaltene Intimität geht dabei nämlich nicht verloren. Das schaffen vor allem die Momente, in denen die Antriebskraft der Gitarren eingedämmt wird, um Streicher und Piano in den Vordergrund wandern zu lassen. Auch die Verletzlichkeit in Martins Stimme wird deutlicher. "What If" gibt sich zu Beginn diese Blöße, fährt aber im Refrain zu größerer Dichte auf und bleibt im karg ummantelten Strophenteil wieder näher am Mitgefühl. Dabei läßt die Band ihrem Sänger viel Zeit fürs Geschichtenerzählen. Gemeinsam spielen sie sich in einen Rausch ohne Nebenwirkungen, der vom Hörer rasch aufgerufen, jedoch bei mehrmaliger Wiederholung ebenso schnell wieder abgebaut werden kann.
Coldplay live: 10. Juli, Festivalgelände Pielachtal (Nähe St. Pölten)
Coldplay - X&Y
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EMI (GB 2005)
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