Stories_Porträt: Leszek Skurski

Vorsicht: Talent!

Er taucht keine Tierkadaver in Formaldehyd. Er hat keinen ehemaligen Pornostar geheiratet. Nicht einmal mit einer Hornbrille wurde er bislang gesichtet. Aber er kann Eines: Malen.
Guido Rohm über den deutsch-polnischen Künstler.    14.04.2010

Leszek Skurski liebt die Provokation. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und führt eine glückliche Ehe.

Unlängst hinterfragte das britische Kunstmagazin "PANIC" diesen Lebenswandel. Der Kritiker Malcolm Selbiger schrieb: "Wir können einen solchen Mann nicht dulden. Er ist glücklich. Er kann malen. Er ist verflucht talentiert. Aber er hat einfach keine Lust, zwanzig Einkaufstüten mit seinem Urin einzuschmutzen, um so einen wirklich originären Beitrag zur Kunstgeschichte zu leisten. Stattdessen malt er diese Bilder. Einsame Gestalten, die aussehen wie aus einem Roman von Ballard. Und ich habe die Romane von Ballard immer gehaßt. Er liebt Hopper. Dabei ist das inzwischen strengstens durch mich untersagt worden. Wir können diesen Mann nicht länger dulden."

Und doch ist er da. Malt. Stellte in den USA, Südafrika und Deutschland aus. Inzwischen soll sich bereits eine Allianz aus Event-Künstlern gebildet haben, die durch "starres Starren in die Ecke eines unbekannten Zimmers in New York" das Werk Skurskis boykottieren wollen.

Der gebürtige Pole indes äußerte sich dazu nicht. Viel lieber zieht er mit der amerikanischen Krimilegende Tom Torn, dem aufstrebenden Malerstar Louis Dutroux oder dem Schreiber dieser Zeilen durch diverse Karaoke-Bars.

"Ich liebe es, wenn Torn, geschminkt und mit Perücke, Edith Piaf sing", sagt Leszek Skurski.

Er selbst singt am liebsten alte Nummern von Aretha Franklin. Und wenn man ihn dann auf der Bühne stehen sieht, könnte man nach diversen Whiskeys auf die Idee kommen, die Soul-Diva habe sich tatsächlich in dieses schäbige Etablissement am Rande von Paris verirrt. Die Kunstszene wäre stolz auf ihn. Endlich wäre er der eingeforderte Performance-Künstler.  

Aber er ist und bleibt Leszek Skurski. Talentiert, ideenreich. Außerdem weiß er, wie man sich nach einer durchsoffenen Nacht in einer öffentlichen Toilette die Haare eindreht und föhnt. Welcher Künstler kann das heute noch von sich behaupten?

Die internationale Kunstszene wird aufpassen müssen. Sonst wird sie demnächst von einem Mann unterlaufen, der vor allem eines kann: Malen! Und das ist inzwischen ja wohl das Allerletzte.

Guido Rohm

Kommentare_

Anonym - 14.04.2010 : 13.50
Genial!

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