Stories_Klangwolke 2012

Linzer Mitmach-Sound mit Drohnen

Am 1. September wurde der Linzer Donaupark von der voestalpine Klangwolke 2012 ("Die Wolke im Netz") beschallt - erstmals ohne Pyrotechnik.    07.09.2012

Klein hat sie gewirkt, auf den ersten Blick und aus der Ferne. Der Himmel hat nicht gebrannt wie im Vorjahr, und die Wolke schwebte auch nicht über der Stadt. Wer im Donaupark einen Platz gefunden hatte, konnte von der heurigen Linzer Klangwolke - Verzeihung, voestalpine Klangwolke - durchaus beeindruckt sein. "Die Wolke im Netz", so das Motto, war zwar weniger spektakulär (zumindest, was die Effekte anging), konnte aber dennoch mit ein paar launigen Ideen aufwarten. Der weltweit erste Formationsflug von 49 autonomen, GPS-gesteuerten Drohnen, sogenannten Quadcoptern, war eine davon. Am Ende der Show zeichneten sie, begleitet vom vorausahnbaren Donauwalzer, dreidimensionale Leuchtfiguren in den Himmel. 50 hätten es ursprünglich sein sollen, doch ein Copter blieb im Vorfeld auf der Strecke.

 

Der grundlegende Unterschied zu anderen Klangwolken war aber: "Die Wolke im Netz" war nicht "das Werk eines Künstlers", wie es das Feuilleton gern singt, sondern das von vielen. Gemäß der Web 2.0-Philosophie, laut der alles zum Anfassen und Herumspielen sein muß, war es eine Klangwolke zum Mitmachen. Seit Anfang Mai konnten die Linzer im Ars Electronica Center überdimensionale Buchstaben basteln, die mit LED-Lampen (insgesamt 405.000 Stück) und Funkschaltern versehen wurden. Per Funksteuerung wurden sie zum Leuchten gebracht - Botschaften aus dem Cyberspace. "Free Pussy Riot!" war eine prominente, wenn auch nicht besonders originelle. Immerhin 90.000 Besucher stellten sich im Donaupark dem Wetter, ein paar hundert beteiligten sich am Nachmittag an der KLANGWOLKE-ABC-PARADE, einem Umzug mit Buchstaben vom Ars Electronica Center zum Hauptplatz, begleitet vom voestalpine Blasorchester.

 

"Die Wolke im Netz präsentiert sich als ein kollaboratives Projekt, das die Ursprungsidee der 1979 ins Leben gerufenen Linzer Klangwolke aufgreift und ins Jahr 2012 übersetzt, ins Jahr 5 nach dem iPhone und Jahr 8 nach Facebook", sagt Gerfried Stocker, der künstlerische Leiter der Ars Electronica. 1979 wurde das Klangwolkenkonzert von Ö1 übertragen und das Publikum aufgefordert, das Radiogerät ins Fenster zu stellen und ganz Linz zu beschallen. Jetzt zieht Stocker Analogien zwischen der individuellen Gestaltung der Buchstaben und einem Facebook-Profil.

 

Mit dem heurigen Ars Electronica Festival "The Big Picture", zu dem mehr als 65.000 Besucher kamen, "haben wir dieses Jahr nicht nur eines der weltgrößten Medienkunstfestivals umgesetzt, sondern parallel dazu mit der Klangwolke auch eines der größten Open-air-Events Europas", sagt Stocker. Was von der Wolke im Netz bleiben wird, sind das größte Gruppenbild der Welt - ein BIG PICTURE, das aus Handybildern der Klangwolkenbesucher zusammengebaut wird - und ein neuer Zeichensatz, der aus individuellen Buchstabenmotiven bestehen soll.

 

 

lunaSteamBulletin#9: BE A CHARACTER. Videonotizen rund um die Klangwolke 2012:

 

 

 

Fotos: ars electronica/voestalpine Klangwolke (1, 2), Chris Haderer (3).

Chris Haderer

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