Platten_Beangrowers - Dance Dance Baby

Maltesische Sound-Gärtner

Malta. Eiland der Touristen und der Sonne, Heimat von architektonischen Meisterwerken und Philip Boa. Und mittendrin: gute Musik.    26.10.2004

Zugegeben, der Band-Name ist ungewöhnlich. Und er sagt absolut nichts über das Trio aus, das als Beangrowers bereits zwei Platten bei Rough Trade herausgebracht hat. Daß jedes Böhnchen ein Tönchen gibt, ist schon für viel zu viele Leute eine ausreichende Voraussetzung zum Musikmachen. Zum Glück ist das aber bei den beiden Herren und der Dame nicht der Fall: sie denken sich nämlich etwas dabei, wenn sie neue Lieder schreiben. Die Beangrowers befördern eine ordentliche Portion Pop in den Sound der Garage, Alison Galea gibt ihre ätherische Stimme dazu, und fertig sind die einmal rauhen, dann wieder verträumten und verzaubernden Songs von "Baby Baby Dance", die man so schnell nicht mehr vergißt.

Bereits der Opener "The Farewell Party" zeigt, daß die drei Malteser einige Überraschungen in ihrem Gemüsebeet haben. Langsam steigert sich der Song, die Strophe wächst unentwegt dem Höhepunkt entgegen; doch davor haben sie eine Bridge gepflanzt, die minder begabten Bands bereits für einen eingängigen Chorus reichen würde. Nur haben die Beangrowers ihr Pulver längst noch nicht verschossen, denn erntereif ist der Song erst im zarten Refrain. Ein guter Track also? Sicherlich. Doch zur Single-Auskopplung gewählt wurde das darauffolgende "You Are You Are" mit der dreckigen Garage-Rock-Gitarre, den locker dahingeworfenen Lyrics, die sich auf wunderbare Weise reimen, und dem perfekten Zusammenspiel der Percussion-Abteilung von Bassist Mark Sansone und Drummer Ian Schranz. Aha - der musikalische Gärtner von Welt wird nun bemerkt haben, daß da die Gitarre fehlt, nicht wahr? Nun, die übernimmt, neben dem Gesang und den Keyboards, die bezaubernde Alison. Funktioniert auch live ohne Probleme!

Elf Bohnenstauden ... Verzeihung, Songs ... sind es, die da natürlich gewachsen in den Himmel ragen. Sie sind weder gespritzt noch genmanipuliert, manche erfreulich krumm gewachsen ("Lucky Luca", "16, 18"), andere von Natur aus fett (Titel-Track und Rock-Stampfer "Dance Dance Baby"). Die Beangrowers gehen ihren Weg des 80er-Wave, vermischt mit Garage-Rock und dazwischen klassischen Pop-Elementen der 60er und 70er Jahre.

Und so verwundert es nicht, daß Wim Wenders den Song "The Priest" des Beangrowers-Albums für seinen aktuellen Film "Land of Plenty" haben wollte (neben David Bowie, Leonard Cohen und Travis). Doch das wird das maltesische Trio unbeeindruckt lassen; schließlich haben sie einige Erfahrung mit Stars und Legenden. Alison könnte etwa ein Konzeptalbum über Philip Boa schreiben. Bis es soweit sein sollte, erfreuen wir uns aber lieber an den elf Pflänzchen auf "Dance Dance Baby", die viele verschiedene Menschen ansprechen werden und so charmant daherkommen.

 

Live kann man sich von den Qualitäten der Beangrowers am besten am 30. 10. 2004 im cultureXclub überzeugen, wo sie mit Tom Liwa und Flashbax auftreten!

Milan Knezevic

Beangrowers - Dance Dance Baby

ØØØØ


schoenwetter/edel

(Malta/25. 10. 2004)

 

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