Bond - Classified
ØØØ 1/2
Decca/Universal
(GB/ 7. 6. 2004)
Was braucht es, um eine Instrumental-/Klassik-CD zu einem der bestverkauften Alben dieser Art zu machen? Vier geigenspielende Pin-ups und Melodien, die jeder kennt. 21.07.2004
Mit "Classified" geigen sich die vier Mädels von Bond zum dritten Mal in die Charts. Die Gründe? Sie verpassen der Klassik die drei L´s: luftig, locker, leicht. Dem Erfolg nicht abträglich ist die Spielleidenschaft, die man den Damen anhört; noch weniger, daß sie verdammt photogen sind. Damit der Sound noch voller und satter rüberkommt, griffen die Pin-ups auf das Royal Philharmonic Orchestra zurück. Recht so. Warum kleckern, wenn man auch klotzen kann? Dazu drückten sich nacheinander Gastmusiker und andere Mitwirkende die Klinke der Studiotür in die Hand, darunter solche, die Keyboards oder Drums bedienen konnten. So etwas verstärkt natürlich den Bombast und macht "Classified" zu einem Hörvergnügen erster Klasse. Dann und wann leiht Lynda Richardson der Produktion ihre Stimme, die durch den spärlichen Einsatz mehr wie ein Sample erscheint denn echter Gesang. Aber schließlich sind Bond ja eine Instrumental-Band.
Mit dem eingängigen "Explosive" startet die Platte. Doch kennt man die Melodie nicht irgendwie? Die Damen fiedeln sich durch zwölf Tracks ihres Albums (exklusive der zweiten "Explosive"-Version), und immer wieder stellt man sich die Frage: War das nicht ...? Ist das denn von ...? Ja, war es und ist es. Auch wenn sie es verstehen, verschiedene Ethnoklänge wie Latin oder afrikanische Rhythmen, Electro oder HipHop mit der Klassik zu mischen, geht es nicht ohne die alten Meister. "Diese Platte ist mehr an Klassik orientiert", erklärt Haylie Ecker (erste Violine). Aha! "Und es war eine Befriedigung, große Teile der Musik selbst beizusteuern." Sehr schön, ein Drittel nämlich stammt von den Girls. Und die restlichen zwei? Weitere Autoren werden bei den Songs erwähnt, doch die wirklich tragenden Melodiegerüste stammen von Komponisten wie Edvard Grieg und anderen Meistern. Ohne Tschaikowskis "Schwanensee" wäre etwa "Midnight Garden" ein belangloses Stück Herumgefiedel, "Hungarian" gäbe es ohne Brahms erst gar nicht und so weiter. Nicht nur in der Klassik wildern die hübschen Mädels: "Senorita" zum Beispiel beinhaltet neben "Habanera" aus "Carmen" auch starke Einflüsse von Missy Elliott.
Wenn jemand nicht auf die Homepage der Mädels schaut, könnte er glauben, sie wollten das alles verschweigen. Weit gefehlt. Doch da hat nur der graphische Gestalter des Booklets geschlampt, denn dem war es wichtiger, möglichst viele Photos der Mädels reinzupacken als irgendwelche Linernotes. Sex Sells. Genau.
Bond - Classified
ØØØ 1/2
Decca/Universal
(GB/ 7. 6. 2004)
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