Clinic - Winchester Cathedral
ØØ 1/2
Domino/Rough Trade/edel
(GB/23. 8. 2004)
Man nehme ein Skalpell und schneide damit ein wenig am Patienten herum, auf daß es ihm besser gehe. Ein Quartett aus Liverpool beherrscht das musikalisch. 22.08.2004
Die Klinik siedelt also um in die Kathedrale. Allerdings handelt es sich weder um irgendein Krankenhaus noch irgendeine Kirche. Clinic, die verrückten Liverpooler mit der Vorliebe für schrägen Sound und OP-Masken, zieht es in die Winchester Cathedral. Warum, das erfahren wir glücklicherweise während all der 37 Minuten, die das Album dauert, nicht. Keine Gospels oder Chöre, keine Orgeln - nur die sattsam bekannte Clinic-Manier, die Musik zu sezieren und das Absonderlichste herauszuholen und zu guten Songs zu verarbeiten. Für die Schönheitsoperation werden am liebsten das Klavier und der nörgelnde Gesang Ade Blackburns verwendet, umgeben von Sounds, die vermuten lassen, daß es sich bei der Klinik doch um eine psychiatrische handelt ...
Viel haben die vier aus Liverpool schon erreicht: eine Grammy-Nominierung, einige Male durch Ami-Land touren und bei David Letterman auf der Couch sitzen. Kein Wunder, waren ihre ersten beiden Platten "Internal Wrangler" und "Walking With Thee" doch prächtig mächtig und glänzten durch Nichtmelodien, die trotzdem Ohrwürmer waren. Kennt man die zwei Alben nicht, wird man auch jetzt nicht verstehen, was denn an Clinic so aufsehenerregend sein soll. Die Rhythmik bleibt zwar auch hier ewig gleich, aber es geht dennoch einiges ins Ohr. Nur scheint die Band ihre Fähigkeit zu Überraschungen bereits aufgebraucht zu haben: keine unberechenbaren Breaks, keine wirklich richtig schrägen Einlagen - nur das Ablutschen altbekannter eigener Traditionen. So hätten die besten Songs dieses Albums wie das Anti-Loblied "Anne" oder die Single-Auskopplung "The Magician" auch schon gut auf "Internal Wrangler" gepaßt. Der Rest ist zwar gut, aber von einem Starchirurgen erwartet man sich ja auch keine mittelmäßige Arbeit.
Clinic - Winchester Cathedral
ØØ 1/2
Domino/Rough Trade/edel
(GB/23. 8. 2004)
Die einstigen Crossover-Helden aus Braunschweig zeigen, daß sie auch musikalisch noch am Leben sind und retten sich damit vor der Bedeutungslosigkeit.
Im Jahr 2000 wurden sie gefeiert. Dann lösten sie sich einfach auf. Oder machten eine Zwangspause. Und jetzt sind sie wieder da.
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Kann das denn sein, find ich den Reim nicht? Was ist bloß los, ich bin doch famos, nicht? Denn ich mach HipHop und bin immer top. Oder?
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