Platten_Elis - Dark Clouds In A Perfect Sky

Himmelstürmende Düsternis

Das Genre Gothic Metal hat sich eigentlich überholt - Innovationen sucht man hier vergebens. Nur mehr Bands mit guten Musikern können da noch Akzente setzen.    03.10.2004

Wenn man die ersten Sekunden von "Der letzte Tag" hinter sich gebracht hat, in denen Frontfrau Sabine Dünser versucht, einen hochdeutsch gesprochenen Text möglichst ohne Dialekt vorzulesen, ist die wohl höchste Hürde der neuen Elis-CD "Dark Clouds In A Perfect Sky" genommen. Danach hören wir das Goldkehlchen endlich singen - und es ist, als würde sich ihre Stimme um die gen Himmel strebenden Melodien ranken. Düster und melancholisch sind die Lieder wieder geworden, auch wenn Elis seit ihrem letzten Album "God´s Silence, Devil´s Temptation" um einiges metallischer klingen als zu jener Zeit, als sie noch Erben der Schöpfung hießen.

Eine Spur härter versucht sich das aus Schweizern und Liechtensteinern bestehende Quintett bei "Anger", doch das böse Singen steht der Frontfrau nicht. Durch die harte Aussprache bemerkt man spätestens hier, daß man es mit keinem Native-Speaker zu tun hat. Den Fehler machen Elis aber sofort wieder gut: Der glockenspielartige Gesang im folgenden "Lost Soul" verzaubert den Hörer.

Elis besingen die "Perfect Love"; im Duett und von schweren Riffs sowie unheilschwangeren Keyboards begleitet, geht es um das "Heart In Chaos", bis ein Break und eine fast schon beschwingte Melodie die Wogen im Herzen zu glätten versuchen. Der "Devil Inside You" ist einerseits der achte Track, andererseits scheint er auch in den Musikern zu sitzen, weil er ihnen einen potentiellen Hit verdirbt. Zu Beginn erklingen für wenige Sekunden elektronische Drums, was dem Elis-Sound eine weitere interessante Facette hinzufügen hätte können. Doch die Elektronik verschwindet, kaum daß man sie gehört hat, und übrig bleibt mittelmäßiger Goth-Metal.

Der Track "Rebirth" entschädigt - wieder einmal - durch Sabines Organ. Sie schafft nicht nur manchmal unmenschlich hohe Tonlagen, sondern singt oft auch in normaler Höhe. Ihr Stimme ist also nicht nur variabel, sondern würde sich auch perfekt in einer Nicht-Gothic-Band einsetzen lassen.

Produziert wurde "Dark Clouds In A Perfect Sky" übrigens - wie auch der Vorgänger - von Atrocity-Boß Alex Krull in seinem Stuttgarter Mastersound-Studio. Und im Gegensatz zu "God´s Silence, Devil´s Temptation" haben sich Elis eindeutig weiterentwickelt. Die harten Riffs, untermalt vom Doublebase-Schlagzeug, dazu der Gesang und immer wieder interessante Melodien und Klänge aus den Keyboards machen die Platte zum bislang besten Album der Band. Und für die Oberliga reicht´s auch bald.

 

Milan Knezevic

Elis - Dark Clouds In A Perfect Sky

ØØØ


Napalm Records/SPV

(Schweiz/Liechtenstein/D/4. 10. 2004)

 

Links:

Kommentare_

Platten
Such A Surge - Alpha

Im Trend gelegen

Die einstigen Crossover-Helden aus Braunschweig zeigen, daß sie auch musikalisch noch am Leben sind und retten sich damit vor der Bedeutungslosigkeit.  

Platten
Schneiderberg - Amok-Yo

Kreuzüber in den Sozialismus

Im Jahr 2000 wurden sie gefeiert. Dann lösten sie sich einfach auf. Oder machten eine Zwangspause. Und jetzt sind sie wieder da.  

Platten
Freedom Call - A Circle Of Life

Aufs Korn genommen

Powermetal mit Humor gibt es nicht? Dann sollten Sie in die vorliegende Platte reinhören. Die kann es noch dazu mit fast jedem Klassiker des Genres aufnehmen.  

Platten
Ektomorf - Instinct

Metal Gulasch

Der Mensch wird zum Tier. Denn Urgewalten rasen aus den Lautsprechern, wenn im Laufwerk die neueste Scheibe der Ungarn rotiert.  

Platten
Fettes Brot - Am Wasser gebaut

Geh bitte!

Kann das denn sein, find ich den Reim nicht? Was ist bloß los, ich bin doch famos, nicht? Denn ich mach HipHop und bin immer top. Oder?  

Platten
Stereophonics - Language, Sex, Violence, Other?

Brit-Pop versus Brit-Rock

Viele Bands erleben mit neuen Musikern ihren zweiten Frühling. Leider scheint in Wales immer noch tiefster Winter zu herrschen.