Embrace - Out of Nothing
ØØØØ
Independiente/Sony
(GB/13. 9. 2004)
Früher brauchte man in England nur einen Bruder zu haben und eine Gitarre halten zu können - schon war man im "NME". Doch manche Bands können die Gitarre auch spielen. 03.10.2004
So soll es sein: ein Opener, der den Namen verdient, der eine lange Sabberspur verursacht, der die Zähne lang werden läßt. Genauso eine Nummer ist "Ashes", das erste von zehn neuen Stücken auf dem Album, mit dem Embrace drei Jahre lang auf sich warten ließen.
Einst wurden sie als kleine Brüder von Oasis belächelt, doch jetzt zeigen die McNamara-Brüder, daß solche Vergleiche unangebracht waren und sind. Oasis bringen nichts mehr zustande - und selbst ihre besten Hits sind ein schwaches Herbstlüftchen im Vergleich zu dem Orkan, den Embrace mit "Out of Nothing" entfachen. Und was noch besser ist - die Lieder klingen, als wären sie einfach so aus dem Ärmel geschüttelt worden. Lieder wie das hymnenhafte und an Verve erinnernde "Someday" zaubern nicht nur ein Lächeln auf die Gesichter der Hörer, sondern reichen viel weiter und lassen die Sonne über den Zenit steigen, damit auch die andere Seite der Erdkugel im Licht der Engländer erstrahlt. Wenn alles hell genug ist, dann knallen sie in einem Anfall von Genialität fetzende Gitarren-Riffs in den immer stärker und stärker aufwallenden Refrain. Und sogar das funktioniert! Da hätten sie zuvor nicht einmal das von Coldplay-Hirn Chris Martin geschriebene "Gravity" gebraucht; die Gebrüder NcNamara können es auch alleine. "A Glorious Day" klingt streckenweise sogar mehr nach Coldplay als "Gravity", doch da hatte Mr. Martin seine Fingerchen nimmer im Spiel. Und wenn sich "Spell It Out" wie eine Flutwelle langsam aufbaut und immer größer wird, steckt man schon mitten im Wasser. Es treibt uns weg, hin zum namensgebenden Track der Platte, wird ruhiger, bis uns letzten Endes die noisigen Töne wegspülen.
Hätte der Mensch ein weiteres wichtiges Organ, das etwa so wichtig ist wie das Herz, dann müßte das neben der inneren Uhr (kennt/braucht doch jeder) eine Gitarre sein. Und hier finden wir dann auch das einzige Manko des Longplayers: Zu leichtfüßig kommt die Musik daher, sodaß eine gewisse Tiefe einfach nicht erreicht wird, um die melancholische Saite dieser inneren Gitarre zum Schwingen zu bringen. Aber was soll´s - dafür schwingen alle anderen.
Wie intensiv sie die inneren Saiten live zum Schwingen bringen, können Embrace den Lesern am 29. 11. 2004 zeigen, wenn sie in der Szene Wien auftreten!
Embrace - Out of Nothing
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Independiente/Sony
(GB/13. 9. 2004)
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