Flashbax - straight outta schilfgürtel
ØØØ
schoenwetter/edel
(Ö/16. 8. 2004)
Österreich ist um ein Label reicher. Und schon der erste Output zeigt, welche Musikphilosophie hinter der Kooperation von Garish und Musikmanager Hannes Tschürtz steckt. 15.08.2004
Flashbax kommen "straight outta schilfgürtel" und präsentieren ein Paket, das jeden Sportjacken- und Turnschuhträger, der Teil einer Jugendbewegung sein will, entzücken wird. Schon die Aufmachung legt unmißverständlich dar, daß da gern in eine Vergangenheit geschaut wird, als die Hitparade noch gleichzeitig von Elvis und irgendwelchen Schlagerbarden bevölkert war.
Gleich am Anfang zeigen sie, wie sie aus dem Schilfgürtel des Neusiedlersees waten: mit schräg angehauchten Texten, in denen sie Einladungen aussprechen wie "Wenn du heute abend kommst, nimm die Perspektive mit", dazu Schlageranleihen im Refrain, um eine besonders leichte Eingängigkeit zu erzeugen. Die nörgelnde Stimme von Andreas, die einem New-Wave-Sänger gehören könnte, rettet die Musik von Flashbax davor, eventuell auf irgendwelchen Oldie-Sendern gespielt zu werden.
Bevor die Lieder langweilig werden (bezeichnenderweise bei der Nummer "Langeweile"), brechen die Musiker manchmal auch in noisige Gewitter aus oder verpassen "Nordpol", einem Song mit monotonem Riffing, schräge elektronische Einlagen. Leider begehen sie um der Abwechslung willen auch so manche Fehler. Der fatalste ist das Engagieren eines MCs zum Rappen, was leidlich in die Hose geht. Erstens glänzt der Mann mit einem breiten österreichischen Akzent, wenn er versucht, wie seine deutschen Kollegen zu brabbeln; zweitens steuert er sinnlose, in Deutschland millionenfach gehörte Zeilen bei wie etwa "Wer mich kennt, der nennt mich MC Doppeldecker, den Checker, denn meine Beats sind echt lecker." Und sowas ist nicht nur verzichtbar, sondern ein Verbrechen am guten Geschmack. Ein positiver Effekt bleibt dadurch wenigstens: Man lernt die unspektakuläreren Lieder von Flashbax zu schätzen, die sich vor allem im Mittelteil des Albums finden.
Dennoch: Von einer innovativen Seite zeigen sich die fünf jungen Burschen aus der burgenländischen Pußta hier nicht unbedingt. Sie folgen eher Traditionen und singen wie so viele andere über große Stars, die nicht viel mit der eigenen Musik zu tun haben. So machen sie sich über "Patti Smith" her oder singen in "Andreas" über Elvis Presley, als hätten sie schon 1977 gelebt. Solche Vergangenheitsbetrachtungen kennt man aber schon von zig anderen Bands. Den entsprechend abgedroschenen Lyrics von "Andreas" steht wenigstens eine fluffige Musik entgegen, die nicht nur durch den Ohrwurm-Refrain erfrischend wirkt, sondern auch durch die lieblichen Streicher betört, die den Song zu einem kleinen Highlight machen. Hier hört man deutlich die Handschrift der Kollegen von Garish heraus, die übrigens alle im Label integriert sind. Gute Sache.
Überhaupt sind Flashbax durch ihr Gespür für Melodien vielen anderen Bands um eine Notenlänge voraus. Einerseits sind sie ob ihrer melancholischen Süße nicht zu verachten, andererseits wegen ihrer Plattenfirma: Das Minilabel schoenwetter läßt seine CDs nämlich zum Preis von 10,20 Euro vertreiben. Da bleibt einem noch die Anzahlung fürs nächste Paar Turnschuhe übrig ...
Flashbax - straight outta schilfgürtel
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schoenwetter/edel
(Ö/16. 8. 2004)
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