H-BlockX - No Excuses
ØØØ
X-Cell/Sony
(D/7. 6. 2004)
Wieder einmal bewahrheitet sich ein altes Sprichwort: Totgesagte leben länger. Selbst wenn ihr Zerfall beginnt - von irgendwo kommt immer Frischfleisch her. 17.07.2004
Seit 14 Jahren existieren die H-BlockX und hatten den ersten Höhepunkt in ihrer Band-Geschichte vor einem Jahrzehnt, als sie "Time to Move" veröffentlichten. Dessen Crossover-Track "Risin´ High" hat bis heut nichts von seiner Wirkung eingebüßt und veranlaßt selbst das pubertierende Jungvolk auf dem Lande zu Begeisterungsstürmen auf der Tanzfläche. Im Laufe der Jahre schlitterten die H-BlockX mehr und mehr in ein Kreativtief und veröffentlichten auf ihrem letzten Longplayer "Get in the Ring" Pseudo-Metal und andere Zappel-Songs, die mehr verschreckten als erfreuten. Dementsprechend wurden sie von vielen totgesagt. Der Zerfall setzte sich auch physisch fort, als 2003 Bassist Gudze, einer der Köpfe der Band, ausstieg. Als Gitarrist Tim "Timte" Humpe und Shouter Henning Wehland den lahmenden H-BlockX aber dann den Gnadenschuß verpassen wollten, wurden sie geküßt - von der Muse, die auch gleich Donots- und Guano-Apes-Produzenten Fabio Trentini mitgenommen hatte und ihn zum gleichwertigen Ersatz für den dahingegangenen Bassisten machte.
Statt sich auf dem neuen Album "No Excuses" wieder an irgendwelchen Trends zu orientieren, schielt das Quartett in die Vergangenheit. Alle Tracks könnten aus den frühen 90ern stammen, als Helden noch richtige Helden waren, hübsche Frauen noch hübsche Frauen und gut gespielter Alternative mit Herzblut wirklich noch ... Sie wissen schon. Ohne elektronischen Schnickschnack rocken H-Blockx im Opener "Leave Me Alone!" los, knackig und auf den Punkt gebracht. Jawoll. Keine primitiven Herumhüpf-Songs mehr, keine Anbiederungen an irgendwelchen neumodischen Metal, vielmehr purer Groove wie auch beim folgenden "I Believe". Und mit "No Excuses" stellen die Mannen um Sänger Henning klar, daß sie garantiert nichts bedauern, was auf der Platte gelandet ist.
Natürlich darf die obligatorische Cover-Version nicht fehlen. Diesmal ist es der Eighties-Song "Celebrate Youth" von Rick Springfield, der mit Riffing und hartem Refrain überzeugt. Henning & Co. haben ihre Spielfreude wiedergefunden und liefern abwechslungsreiches Material ab. Schnörkellose Songs wie "Hollywood", aber auch Melancholie (wie in der Mid-Tempo-Nummer "Anything [But Gone]" mit ihren wunderbar klingenden Gitarren und der angenehmen Atmosphäre) fehlen auf der CD nicht..
Spätestens bei "Where Is the Message" mit seinem tollen Baß und einem in die Glieder fahrenden Rhythmus kramen die Münsteraner alte BlockX-Trademarks heraus, was sich auf "Seeking the Sun" fortsetzt, wenn sie Dave Gappa hinters Mikro stellen, um ein wenig der verblichenen Crossover-Tage zu gedenken. Alles in allem ist das Album erstaunlich eingängig - schließlich weht auf "No Excuses" der alternative Geist der Neunziger. Dafür muß man den H-BlockX danken, auch wenn ihre Lieblingsmusik heute großteils als harmloser Poprock abzuhaken wäre.
H-BlockX - No Excuses
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X-Cell/Sony
(D/7. 6. 2004)
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