Platten_Korn - Greatest Hits Vol. 1

Countdown

Manche lassen sich Zeit, wo andere zu übereifrig sind. Darum gibt es erst nach sechs Alben (und nicht schon nach zwei) die erste "Best of"-Compilation der NuMetal-Papas.    19.10.2004

Korn sind auf ihre Weise einzigartig. Immer schon gewesen. Das beweist ihre "Greatest Hits Vol. 1"-CD, an deren Anfang sie zwei Cover-Versionen stellen, bevor sie mit einer Zeitreise in die Vergangenheit beginnen. Die ersten Tracks sind nämlich ihre jüngsten - und je weiter man nach hinten kommt, desto älter werden die Beiträge.

Als mißlungenen Auftakt wählten Korn "Word Up" von Cameo. Was sie sich dabei gedacht haben, wollen wir lieber nicht wissen. Die Coverversion von Gun etwa toppen Korn nicht - weder vom Groove her noch durch Härte. Ausgerechnet Korn! Daß die Gitarren auch bei "Another Brick in the Wall" eher lahm sind, kann man wenigstens verkraften, wenn auch der Wunsch da wäre, den Pink-Floyd-Klassiker durch den NuMetal-Fleischwolf gedreht zu hören. Macht aber nix - obwohl sie sich scheinbar nicht viel Mühe gegeben haben, Power in die Sache zu bringen, fährt der Song trotzdem voll ein. Nicht zuletzt durch sein Ende, wenn die Band noch "Goodbye Cruel World" vom "The Wall"-Album dranhängt. Gut gemacht, Jonathan Davis und Co.!

Daß Korn die Urväter des NuMetal sind, wird erst mit dem dritten Track klar. Wummernde Gitarren geben dem Hörer eine gesunde Watsche nach der anderen, dazu kommen Bässe, die in den Magen, und Drums, die aufs Maul zielen. Ja, wir sind gerade bei "Y´All Want A Single", der Abrechnung schlechthin mit sinnlosen Auskopplungs-Verwurstelungen und Label-Politik. Egal. Hier zählt nur, welche Schmankerln auf dem Silberling versammelt wurden. Bis die Klassiker "Shoots and Ladders" oder "Blind" aus den Boxen ballern, dürfen wir zu den Hymnen "Clown" oder "Here to Stay" unsere Häupter schütteln. Und nachdem zuvor schon "Freak On A Leash" im Original erklungen ist, gibt es den ungewöhnlichen Dante-Ross-Remix des Songs. Insofern ist musikalisch alles Wichtige da: die besten Lieder, etwas Remixtes und Coverversionen.

Noch interessanter ist übrigens die limitierte Auflage der "Greatest Hits Vol. 1", die eine DVD mit 35 Minuten Konzertaufnahmen aus dem CBGB´s bietet. Ja, manche Bands können noch immer rocken. Metallica haben es verlernt. Und Jungs wie Linkin Park haben ihre Momente. Aber hier zeigt sich nicht nur, wer ihre geistigen Väter sind, sondern auch, wer solche Grünschnäbel locker an die Wand spielt.

Milan Knezevic