Platten_Lagwagon - Live In A Dive

Quasi gelungen!

No Use For A Name starteten einst damit, Comic und Livekonzert auf ein Album zu bringen. Ein Konzept, das aufging und von dem nun die siebente CD in die Läden kommt.    20.02.2005

Fat Mike mag Punk. Nicht umsonst ist er Label-Boss und NOFX-Musiker. Fat Mike mag Punk sogar so sehr, daß er labelfremden Leuten anbietet, mal etwas bei ihm zu machen. Eine Platte am besten. So quasi zwischendurch. Da sich so etwas nicht einfach bewerkstelligen läßt, konzepierte er die "Live In A Dive"-Geschichte. Und die geht, zum verflixten siebenten Mal, so: man nimmt bei Fatwreck das Live-Material einer Punk-Combo her und knallt es auf den Silberling. Mindestens ein Video draufgepackt, Zeichner machen für das Booklet ein Comic dazu und fertig ist "Live In A Dive".

Diesmal sind es Lagwagon, die sich auf diese Weise behaupten wollen. No Use For A Name, Bracket, Sick Of It All oder Strung Out haben es ja schon vorgemacht, ebenso The Subhumans und die Swingin Utters. Bei Lagwagon ist es eigentlich nicht schlecht, haben sie doch schon seit Ewigkeiten keine eigene neue Platte mehr gemacht. Ein Umstand übrigens, der vortrefflich im Comic erklärt wird, der ganz american-like auf Teenie-Horror und Urban Legends basiert. Mädels sprechen da über Lagwagon. Jede weiß, was die Bandmitglieder heute so treiben, statt endlich mal ein neues Album aufzunehmen. In Wirklichkeit jagt der eine als Tankstellenwärter Autos in die Luft, der andere wird von seinem bösen Zwillingsbruder gekillt und nimmt dessen Platz in der Band ein, was eigentlich niemanden etwas ausmacht, weil der Bruder der bessere Basser ist und, und, und ... wirklich gut gemacht, mit zwei verschiedenen Zeichenstilen und wohlüberlegter Story!

Okay, jetzt zur Musik. Vor weit über einem Jahr wurde im House of Blues in Hollywood das Live-Programm aufgenommen, das die Jungs nun endlich selbst auf CD hören können. Wir natürlich auch. Uralte Tracks ihrer 14jährigen Karriere sind ebenso auf den 22 ausgewählten Stücken vertreten wie alte (junge gibt´s ja nicht aufgrund der über vier Jahr währenden Albel-Pause).

Das obligatorische noch ganz und gar ungehörte Lied darf in so einem Fall natürlich auch nicht fehlen. Also liefern uns die Jungs mit "The Chemist" einen solchen Exklusiv-Song, der aber so unscheinbar ist, das man ihn ruhig hätte weglassen können. Immerhin begeistern Lagwagon mit "Beer Goggles" und "Coffee And Cigarettes", von der lieblich-melancholischen Seite zeigen sie sich bei "Violins" und "Alien 8". Außerdem wissen Lagwagon sehr gut, wo den amerikanischen Teenie von heute der Schuh drückt.

Insgesamt gesehen ist diese "Live In A Dive" schon gut geworden, nur weniger wegen der Musik (kennen wir ja alle schon, oder?), sondern wegen des Comics. Hier zeigt sich halt, daß es immer wieder auf das Drumherum bei einem Album ankommt. Das ist hier gelungen und dafür gibt es auch einen Extra-Punkt.

Milan Knezevic

Lagwagon - Live In A Dive

ØØØ


Fat Wreck/emv

(USA/7. 2. 2005)

 

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