Platten_Musik-Synthese

Sound-Plastiken

Equatronic, Fixmer/McCarthy und Skinny Puppy ... Wie gut Musik aus dem Computer klingen kann, ohne Techno zu sein.    04.07.2004

 

Milan Knezevic

Equatronic - Too Close, Too Far and Gone

ØØ 1/2

The Best of Equatronic - Remixed


Intrapop/Alive (D/5. 7. 2004)

 

Endlich wieder einmal ein Lebenszeichen jener Band, die bei einem Wien-Gastspiel die Anlage im U4 in die ewigen Sound-Gründe beförderte. Diesmal ist es eine Bilanz, die das Projekt um Oliver Thom mit seinem neuen Mitstreiter Dirk Gerlach nach drei Alben zieht und die sie "Too Close, Too Far and Gone" nennt. Eine "Best of"-CD, allerdings keine mit stupide zusammengetragenen Songs, sondern eine, auf der die einzelnen Tracks von befreundeten Musikern überarbeitet und remixt wurden. Bands wie Wave in Head oder die Dynamic Masters setzten in den verspielten und nostalgischen Synthie-Sounds härtere Akzente, womit sie optimaler für die Tanzflächen der Clubs zurechtgeschneidert wurden. So stehen hier Beat-lastigen Krachern verträumte Balladen gegenüber, die sich mit modernen und flotten Electro-Nummern abwechseln. Allesamt gut gemacht, aber leider nicht so überragend, daß sie den Hörer sofort für sich einnehmen würden.

Ein weiterer Minuspunkt ist die Aufmachung der CD: In der DVD-Hülle wäre noch viel Platz für ein Booklet mit einer Menge Background-Infos über die Band gewesen. Aber das bekommen wir leider auch nicht geliefert ...

 

Links:

Fixmer/McCarthy - Between the Devil ...

ØØØØ


Synthetic/SPV/edel (GB/21. 6. 2004)

 

Der eine heißt Terence Fixmer und ist in der Techno-Szene beheimatet. Der andere ist Douglas McCarthy und sorgte als Frontman der Avantgarde-Electronik-Band Nitzer Ebb für Aufsehen. 2002 fanden die beiden zueinander, um Musik zu machen. Das Ergebnis ist ein rauhes Future-Pop-Album, das VNV Nation ebenso auf die Reihe bekommen könnten wie Kovenant. Hervorragend ist die spröde Atmosphäre der Tracks, die hoffentlich dafür sorgen wird, daß "Between the Devil ..." nicht im Sumpf der elektronischen Veröffentlichungen untergeht. Klassisch dazu gepaart sind der oftmals monotone Techno-Sound und die Sequenzer-Einsätze von Fixmer, was die Stücke nachhaltig ins Gehirn hämmert. Vom LoFi-Minimal-Techno sind die zwölf Tracks allerdings weit entfernt, da hymnenhafter Song-Aufbau und Bombast den beiden Musikern im Blut liegen - so sehr, daß man sich über mangelnde Abwechslung nicht beklagen kann. Langeweile kommt hier nicht vor.

 

Links:

Skinny Puppy - The Greater Wrong of the Right

ØØ


Synthetic/SPV/edel (USA/24. 5. 2004)

 

Ganz ehrlich: Was haben wir denn erwartet? Daß Skinny Puppy ein neues Album aufnehmen und dort weitermachen, wo sie mit ihren innovativen Tönen einige Jahre vor ihrem bisher letzten offiziellen Werk aufgehört haben? Also noch vor 1996? Na eben. Industrial- und EBM-Sounds waren früher eine Neuerung in der Musik, sind es aber längst nicht mehr. Hier verflachen die einst radikalen Ideen und erinnern mehr an 08/15-Techno-Gestampfe als an Genialität. Ministry reißen heute nix mehr, und die Nine Inch Nails sind auch mehr Abziehbilder ihrer selbst denn Originale.

Doch nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Auf ihre Weise sind Ministry und NIN noch immer gut - und das gilt auch für Skinny Puppy. Die Stücke auf "The Greater Wrong of the Right" gehen angenehm ins Ohr und sind nicht mehr derart obskur und verdreht, daß man Unmengen Geduld braucht, um überhaupt reinzukommen. Und am Schönsten klingen Skinny Puppy noch immer, wenn der Beat zur verzerrten Gitarre stampft. Das servieren sie uns gleich ein paarmal.

Und sonst? Eine nette und nicht schlechte gemachte Industrial-Platte, die aber beweist, daß Legenden lieber Legenden bleiben und nichts Neues aufnehmen sollten. Zumindest nichts, was ihre Nachfolger im Genre genausogut zusammen bringen.

 

Links:

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