Pain Of Salvation - Be
ØØØØ
InsideOut/SPV/edel
(Schweden/27. 9 2004)
Nach einem mißlungenen Akustikalbum melden sich Schwedens führende Progressiv-Musiker zurück. Schnell erkennt man: Nach der Ruhe bricht jetzt der Sturm aus. 26.09.2004
Ein wenig zäh kommt der Beginn des Albums "Be", "Animae Partus (I Am)", daher - doch schon die unheilvollen Klänge von "Deus Nova" entschädigen dafür: mystische Keyboardsounds, in die rauhe, metallene Riffs einfallen. Das verspricht Progressive meets Rock meets Metal vom Feinsten zu werden. Leider kommt plötzlich die weibliche Sprechstimme vom Anfang wieder und zerstört die ersten Erwartungen.
Das liegt wohl daran, daß hinter der neuen Platte von Pain Of Salvation ein interessantes Konzept steckt. Es geht um das Geheimnis des irdischen Daseins. Chefdenker Daniel Gildenlöw sieht "Be" "als modernes Märchen über die Entstehungsgeschichte des Lebens. Es geht dabei um die Menscheit, um Gott und um unser Verhältnis zu Glauben und Wissenschaft." Er hinterfragt mit seinem Album diese Zusammenhänge - und so viele verschiedene Ansätze die Antworten haben, so variationsreich und unterschiedlich ist auch die Musik der Platte selbst.
Dem gesprochenen Opener und dem leichtmetallenen zweiten Track folgt nämlich "Imago (Homine Partus)", das die Achterbahnfahrt fortführt. Plötzlich finden wir uns im Mittelalter wieder, und kaum haben wir das verlassen, stehen wir im Regen, vermittelt durch ein Piano. Nach der zweiten Minute von "Pluvius Aestivus (of Summer Rain)" wagen sich andere Musiker hervor und ergänzen den perlenden Klavierklang. Nun spielt Daniel Gildenlöw seinen Trumpf aus - nämlich das neunköpfige Orchestra Of Eternity mit Musikern an Cello, Viola und Violine, Flöte, Klarinette, Baßklarinette, Tuba und Percussion.
Damit ist es aber noch lange nicht genug: Pain Of Salvation lassen Automotoren aufheulen, betören das andere Geschlecht mit Walzertakt und sich selbst mit einer lasziven weiblichen Stimme, versuchen eine schwelgende, wildromantische Stimmung mit zuckersüßen Streichern aufkommen zu lassen, die perfekt in "lalas" gebettet ist. Dann folgt auch noch Stadion-Rock - und das alles passiert allein auf Track sieben, "Dea Pecuniae"!
Überhaupt präsentieren sich Pain Of Salvaiton nicht als Band, sondern als Gestalter, als Künstler. Man hört nicht oft eine harte Gitarre brettern oder heftig geschlagene Drums; vielmehr ist die Gruppe die graue Eminenz im Hintergrund, die alle möglichen Fäden verschiedenster Farben nimmt und zu einem roten Faden zusammenspinnt - oder es zumindest versucht. Wie weit sie dabei kommen, beeindruckt durch und durch.
Alter Schwede! Was für ein Wahnsinnswerk haben die Herrschaften hier bloß geschaffen? "Be" hat soviel Macht in sich, daß es den Hörer umbläst. Da ist fast schon zuviel drin. Sicher ist das Album genial, andererseits strotzt es so vor Ideen, daß man sich einen Director´s Cut wünschen würde. Und der sollte mindestens auf zwei oder drei CDs Platz finden.
Pain Of Salvation - Be
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InsideOut/SPV/edel
(Schweden/27. 9 2004)
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