Platten_PopRockRotation/Vol. 2

Rock for Emo(tions)

Avoid One Thing, The Datsuns, Mission of Burma und Vanilla Sky: Wenn Punk zu Emo und Rock wird, wenn Legenden zurückkehren - und was davon gut klingt!    25.07.2004

 

Milan Knezevic

Avoid One Thing - Chopstick Bridge

ØØ


Side One Dummy/Trost

(USA/8. 5. 2004)

 

Mighty-Mighty-Bosstones-Gründungsmitglied Joe Gittleman hat seit 2002 eine neue Band und macht mit der Punkrock, der nach seiner ehemaligen Kombo klingt. Nur ohne Bläser und Ska. Blöd aber, daß gerade Bläser und Ska die Bosstones ausgemacht haben. Oder ist es doch eine anders geartete Musik, die irgendwo in den Weiten zwischen Punk und Alternative angesiedelt ist? Übrig bleibt jedenfalls so etwas wie Emo(tionaler)-Punk mit einer sehr steifen Brise Alternative-Rock, der streckenweise nicht das hält, was der Background des Frontmans verspricht. Ausgerechnet bei den schnellen Nummern fehlt die Power - und das bei Künstlern, die rocken wollen!

Klar gibt es Highlights auf "Chopstick Bridge". Eines davon wäre garantiert "All That You´ve Heard" gewesen, würde sich Ex-Raging-Teens-Dame Amy Griffin auf ihre Gitarre konzentrieren und die geilen Lines spielen, anstatt ins Mikro zu seiern. Es gibt nichts furchtbareres, als wenn Punk-Frauen versuchen, angepißt und nach Fuck-off-Attitüde zu klingen. Für diesen hinterhältigen Angriff auf unsere Ohren entschädigen ausgerechnet die langsamen Songs wie "A Lot Like This" oder "Watching Us Anyway". Daß AOT aber mit "Gone And Forgotten" und ähnlichen Tracks wie die Pixies klingen wollen, verzeihen wir ihnen wiederum nicht.

 

Links:

The Datsuns - Outta Sight/Outta Mind

ØØØ 1/2


V2 Records/Rough Trade/edel

(Neuseeland/7. 6. 2004)

 

Hossa! "Blacken My Thumb" startet das Album "Outta Sight/Outta Mind" mit einem genialen Uptempo-Rock´n´Roller; "That Sure Ain´t Right" kündigt sich durch einen altbekannten, aber nie langweiligen Schlagzeugrhythmus an. Yes! The Datsuns plätschern auch diesmal nicht im Kielwasser der Strokes und Konsorten, sondern haben ein eigenes Boot, mit dem sie herrlich unbeschwert über das Meer voll rockender Wellen düsen.

Ob es allerdings an einer Kiwi-Überdosis liegt, daß das neuseeländische Quartett ungeniert von ZZ Top, Jimi Hendrix, den Stooges und sogar den Strokes und Millionen anderen E-Gitarrenwürgern klaut, ist sowas von egal ... Die vielen Vitamine verhelfen The Datsuns jedenfalls zu einer sehr gelungenen Platte.

 

Links:

Mission of Burma - On Off On

ØØØØ


Matador/Beggars/edel

(USA/31. 5. 2004)

 

Reunions, Reunions ... Alle machen es wohl wegen dem Geld, bestes Beispiel sind die Pixies mit ihrer treffend getauften "Sell-Out"-Tour. Und jetzt Mission of Burma: Die kommen genauso wie die Pixies aus Boston und legen nach 21 Jahren (!) ihr drittes (!!) Album vor.

Klingen tun sie manchmal auch wie die Pixies, die aber erst Jahre nach dem Ende der Burma-Mission aktiv wurden. MOB reichern ihren Sound mit einer gehörigen Portion britischen Seventies-Alternative an und machen ihr Comeback-Album "On Off On" gleichzeitig zu einer Lektion für all jene, die sich nichts unter Post-Punk oder Post-Hardcore vorstellen können.

Selbst wenn die Band um Roger Miller längst in Pension sein sollte, zieht sie hier gemächlich ihr Ding durch. Und das flößt Respekt ein - ebenso wie die Tatsache, daß Roger Miller wegen Tinnitus die Band in den frühen 80ern auflöste (Ha! - Da war einer wegen Hörsturz länger außer Gefecht als der streßgeplagte Schreiber dieser Zeilen!). Kommt davon, wenn man immer überlaut spielen muß.

 

Links:

Vanilla Sky - Waiting For Something

ØØØ 1/2


tfr music/Zomba

(ITA/26. 1. 2004)

 

Das Package aus Gesang und Sound klingt nach einer amerikanischen Emo-Band. Aber kontinenteweit gefehlt - Vanilla Sky kommen aus Italien.

Das sonnige Gemüt von Brian, Luketto, Cisco und Vinx spiegelt sich auf "Waiting For Something" wieder, wenn sie Emo, Punkrock und Alternative mit einer ordentlichen Prise Pop zu einer hörenswerten Platte verschmelzen. Dazu schmeißen sie ein paar Sound-Effekte und integrieren gefinkelte Soloparts. Als Abschluß mehrstimmige Refrains drübergelegt, und fertig ist eine Scheibe, die alle Emo-Klischees bedient. Aber nicht halbherzig, sondern ausgesprochen gut!

Wenn man zudem noch die Ataris oder Taking Back Sunday mag, dürfte man ohnehin nicht an dieser Platte vorbeigekommen sein.

 

Links:

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