Platten_PopRockRotation/Vol. 4

Durchschnitt siegt

Halbintelligenter Dancefloor, konventioneller R´n´B, schräger Indie? Das machen die Bands und Künstler Ian Van Dahl, Nina Sky und Winston.    28.08.2004

 

Milan Knezevic

Ian Van Dahl - Lost & Found

ØØ 1/2


Sushi Tunes/MoS Recordings/Universal

(D/28.6.2004)

 

Ian van Dahl versuchen seit vier Jahren zwar kein Blut, aber Schweiß auf den Dancefloor zu bringen. Mit der erotischen Frontfrau stimmt zumindest einmal die Optik. Und musikalisch? Da reagiert derselbe stupide Rhythmus, den man auf jedem anderen Album hört. Aber wenigstens haben Ian Van Dahl mit der Stimme von Annemie Coenen ein Organ gefunden, das sich nicht x-beliebig gegen das irgendeines anderen säuselnden Püppchens austauschen läßt. Abgesehen von den nichtssagenden Texten (Beispiel: "Crying for you is all I can do") sind die Tracks für Dance-Verhältnisse sehr gut aufgebaut und kurzweilig. Das gilt sowohl für die Tanzfläche als auch abseits davon, denn die Produzenten spielen mit den elektronischen Sounds und verleihen so den Stücken mehr Plastizität und Vielfalt, als man sie anderswo zu hören bekommt. Kein Wunder, daß die Band im Vereinten Königreich auf vier Top-ten-Hits verweisen kann.

 

Links:

Nina Sky - Nina Sky

ØØ


(USA/26. 7. 2004)

Jettsons/Universal

 

Nina Sky sind auf den ersten Blick einfach nur zwei hübsche Mädels. Wären sie es nicht, hätten sie wohl keinen Plattenvertrag bekommen. Schließlich machen sie R´n´B - und da schauen alle Schnitten (zumindest in den Videos) zum Anbeißen aus.

Laut eigenen Aussagen im Album-Intro (um endlich zur Musik zu kommen) spielen sie aber auch noch Jazz, Alternative und eine Million anderer Sachen. Das ist leider Schwachsinn, denn über und unterm Strich bleibt R´n´B, so wie bei anderen Künstlern à la Lumidee. Immerhin ist die Platte verdammt gut produziert (etwas anderes nimmt man ja heute auch nicht an), aber trotzdem schrecklich unspektakulär.

 

Links:

Winson - So sah die Zukunft aus

Ø 1/2


V2/Rough Trade/edel

(D/1. 6. 2004)

 

Ein gift-/pastellgrünes Cover, das schon Schlimmes vermuten lässt. Der Opener besteht aus Gefasel, es folgen Schlager-Sounds und plötzlich elektronische Drums und italienische Sprachbrocken, die man im Urlaub mühelos am Hausmeisterstrand lernen kann. Dann ist der Mischmasch vorbei. "Liebeskummer is´ Luxus" ist wieder dieser deutschsprachige Gitarrenpop, der sehr auf den Schlager schielt. Platte Texte, die nicht besser werden, auch später nie. Etwa: "Ein Mädchen im Arm und schon geht er, der Peter. Und ich frag wovon lebt er, wovon lebt eigentlich Peter?"

Alles in allem ein sehr schräges Album, dessen musikalischer Stil-Mix aus Pop-Rock auf jeden Fall seine Momente hat und hoffentlich nur mit Absicht billig klingt.

 

Links:

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