Platten_PunxNotDead/Vol. 1

Zwischen Tussis und Alkohol

Adam West, Bad Religion, Guttermouth, Lars Frederiksen and the Bastards oder die Tiger Army: Wer sind die besseren Punk-Rocker in den Staaten?    18.07.2004

 

Milan Knezevic

Adam West - Hi-Balls Are Rolling!

ØØ


I Used to Fuck People Like You in Prison Records/edel

(USA/14. 6. 2004)

 

Knuff! Zack! Prack! ... das sind die grell-bunten Comic-Einblendungen der "Batman"-Trash-Serie aus den 60ern. Nach dem Hauptdarsteller des Strumpfhosenhelden, Adam West, benannte sich ein Quartett aus Washington D.C., und nach dem Motto "Knuff! Zack! Prack!" geht es auch auf der Rarities-Sammlung "Hi-Balls Are Rolling" zu.

20 Songs unterschiedlichster Qualität finden sich auf dem Silberling, der leider nicht für einen richtigen Querschnitt durch das Schaffen der vier Recken reicht.

Eigentlich machen Adam West Garagen-Punk und klassischen Rock - hier aber dominiert der pure, trockene Rock. Zwar hört man die Misfits heraus, doch meistens geht´s Richtung AC/DC (inklusive Cover von "Sin City"). Irgendwo hören wir auch die Zunge von Gene "Kiss" Simmons schlabbern, und in einer Ecke lehnt Lemmy von Motörhead und nuckelt seinen Whisky.

Vor allem die schnellen Nummern wie "Asteroid B-612" sind gelungen, im krassen Gegensatz zu den langsamen Stücken. Bleibt nur der Griff zur Fernbedienung (um irgendwo "Bätmäääään" zu suchen) oder jener zu einem anderen Adam-West-Album.

 

Links:

Bad Religion - The Empire Strikes First

ØØ 1/2


Epitaph/edel

(USA/7. 6. 2004)

 

Es bleibt nicht viel zu sagen zu dieser CD, was nicht der Kollege vom EVOLVER schon angemerkt hätte: sie klingt wie Bad Religion vor drei, fünf, zehn, zwanzig oder hundert Jahren. Andere (gute) Texte, derselbe treibende Punkrock. Das reicht aber nicht. Punkt.

Wer die Kalifornier mag, sollte zugreifen. Wer meint, wenn er eine Platte kennt, so kennt er alle, hat auch wieder recht. Mehr Innovation würde der Kombo um Gitarrist Brett Gurewitz und Frontman Greg Graffin garantiert gut tun ...

 

Links:

Guttermouth - Eat Your Face

ØØ


Epitaph/edel

(USA/12. 7. 2004)

 

Einen Gusto läßt "Eat Your Face", die neue von Guttermouth, nicht unbedingt aufkommen. Wäre doch alles wie beim Vorgänger geblieben - der hieß sogar "Gusto"! Zwar erinnerten Guttermouth etwas an Blink 182, doch ihre Country-Einlagen hoben die Platte zumindest etwas über den Durchschnitt hinaus.

Auf der neuen Platte bleibt Punk mit derben Lyrics übrig, der zu allem Überfluß noch unglaubwürdig wirkt, wenn er in Hardcore-Gefilde eintaucht. Erklingt hingegen die Surfsound-Gitarre, dann ist die Welt wieder in Ordnung - und man erträgt den Stefan-Raab-Humor von Sänger Mark Adkins. Wenigstens verschweigt er seine Abneigung gegen die vielen Anti-Bush-Konzeptalben nicht und steht steht zu seinen Party- und Saufliedern. Einfach ehrlich, einfach Guttermouth.

 

Links:

Lars Frederiksen and the Bastards - Viking

ØØØØ


Hellcat/Epitaph/edel

(USA/12. 7. 2004)

 

Der fette Klang eines Einzylinder-Motorrads ertönt, und dann fetzt auch schon "Bastards" als harte Eröffnung des Zweitwerks "Viking" durch die Lautsprecher.

Es folgen 17 Tracks mit gutem und treibenden Street-Punkrock, ein wenig Hardcore und pogendem Oi-Punk. Sogar eine Ballade (mit Streichern und Xylophon!) findet Platz auf dem neuen Machwerk von Lars Frederiksen und Tim Armstrong, die bei Rancid für Gitarre, Gesang und Songwriting zuständig sind. Gemeinsam mit Bad-Religion-Mann Brett Gurewitz als Produzent holen Lars Frederiksen and the Bastards aus dem traditionellen Punkrock alles heraus und wagen mit "My Life to Live" sogar einen genialen Ausflug in folkige Gefilde, in denen die Dropkick Murphys und Konsorten wildern. Das Ergebnis kann sich hören lassen. Sehen lassen können sich wiederum die Photos im Booklet, die mit den ausgesprochen erledigt wirkenden Rockern, umworben von scharfen Bräuten. Ach, da möchte man doch wirklich ein besoffener Punkrocker sein, dessen Haare so ausschauen, als hätte er im Suff die Steckdose befingert - und dessen Musik auch genauso klingt.

 

Links:

Tiger Army - III: Ghost Tigers Rise

ØØØØ 1/2


Hellcat/Epitaph/edel

(USA/28. 6. 2004)

 

Elvis lebt!!! Er tut nur so, als ob er tot wäre. Und weil er so gefinkelt ist, der Schweinehund, klingt er wie ein jüngerer Bruder von sich selbst und macht einen auf Psychobilly. Oder sind die Jungs aus Kalifornien (und nicht Memphis), die zu dritt die Tiger Army bilden, wirklich echt - und Elvis ist und bleibt tot? Eher letzteres. Sicher ist: Das Trio hat das Feeling der 50er inhaliert, weiß ein wenig vom Punk der 70er und 80er und schafft so eine dritte, nicht überaus schnelle, aber verdammt gute Platte.

Zuerst überrascht der Opener "Prelude: Death of A Tiger", könnte er doch von den frühen Cure stammen. Danach setzen die genialen Gitarren-Grooves ein, der Baß ballert dahin, und die Tiger Army setzt sich mit "Atomic", dem an Dion And The Belmonts erinnernden "Through the Darkness" oder "Calling" selbst ein Denkmal. Keine Neuerfindung des Genres, doch so erfrischend gespielt, daß man glauben könnte, sie wären die Erfinder. Und der Zuhörer darf via CD live dabei sein.

 

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