Platten_Sabrina Setlur - 10 Jahre - Das Beste ...

Kurvenreicher Rap

Eine Dekade schon zeigt die S-Klasse ihre Kurven in der Musikwelt. Daß auch Musik dahintersteckt, soll eine Best-Of-Compilation in Erinnerung rufen.    02.03.2005

Zehn Jahre ist sie nun im Musikgeschäft, die gute Sabs. Eine lange Zeit, in der sich viele gefragt haben, wie sie das bloß geschafft hat. Ihre Texte sind im Prinzip einfach gestrickt, andere Frauen können sie als Rapperin um mehr als nur eine Nasenlänge abhängen und sonderlich abwechslungsreich sind ihre Songs und die Beats dann auch nicht.

Und doch, sie kam vor zehn Jahren und sie ist noch immer da. In die Öffentlichkeit gespült wurde Sabrina Setlur als Schwester S auf der Welle der damaligen Rödelheim-Hartreim-Projekt-Single "Wenn es nicht hart ist". Mit dieser Clique in Verbindung gebracht zu werden, war auch Setlurs große Los. Schließlich stecken hinter dem Rödelheim Hartreim Projekt und in der Folge dem Label 3p Moses Pelham und Thomas Hofmann, sozusagen die grauen Eminenzen der rappenden Musikszene Deutschlands.

Sabrina blieb nicht lange im Hintergrund. 1995 kündigte sie großmundig "Hier kommt die Schwester" an, was nunmehr ein geeigneter Eröffnungstrack ihrer Best-Of ist. Schon 1997 versuchte die kleine Schwester S einen kleinen Imagewandel und nannte sich fortan Sabrina Setlur. Das Album schwelgte zum Teil noch in der Vergangenheit, nicht zuletzt wegen des Titels "Die neue S-Klasse". Im Endeffekt war das herzlich egal, denn die milchkaffeebraune Schönheit zeigte sich in Songs wie "Du liebst mich nicht" nachdenklich und nahm nebenbei einen der Höhepunkte ihrer Karriere auf, "Freisein" nämlich, für das sie Xavier Naidoo aus dem Hintergrund des Background-Chores holte und ins Rampenlicht stellte. Das ihr fortan ein Gspusi mit dem Xaverl nachgesagt wurde, war übrigens nur umso hilfreicher für ihre Karriere.

1999 schließlich wurde Sabrina noch melancholischer, was sie auf ihrem dritten Album "Aus der Sicht und mit den Worten von ... " mit "Letzte Bitte" und anderen Songs zeigte. Ihre bislang letzte Platte, "Sabs", sollte 2003 einmal mehr Beweis dafür sein, daß die Dame im Künstlerkollektiv zu Höchstleistungen angespornt werden konnte. Der Mitarbeit von Glashaus sei Dank.

Und doch zählt Musik ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad des Künstlers deutlich weniger als sein Aussehen und - folglich - die kleinen, großen und erfundenen Skandälchen. Also sprach man lieber von Sabrina, die eventuell etwas mit dem Becker Boris hat, als von ihren Songs. Lieber kaufte man sich die FHM, in der Sabs ihre bemalten Brüste der Kameralinse entgegenreckt als ein Setlur-Album. Mit der Best-Of sollte sich das hoffentlich ein wenig ändern, denn hier sind immerhin "Mein Herz", "Du liebst mich nicht" und ein paar andere gelungene Songs vertreten, die in einer ausgesuchten Musiksammlung integriert sein sollten. Vor allem dort, wo die Nackedeifotos der Setlur an der Wand über dem CD-Regal hängen.

Milan Knezevic

Sabrina Setlur -10 Jahre - Das Beste von 1995 bis 2004

ØØØ


3p/Sony

(D/24. 1. 2005)

 

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