Seether - Disclaimer II
ØØØØ
Epic/Sony
(Südafrika/5. 7. 2004)
Neues Spiel, neues Glück. Klappte es Anfang 2003 nicht mit den Verkaufszahlen, wird nun die gleiche Scheibe überarbeitet wieder dem undankbaren Volk vorgeworfen. 31.07.2004
"Disclaimer" brachte Seether letztes Jahr nicht viel Glück, denn da wollte sich der Durchbruch ihres an und für sich Charts-kompatiblen Neo-Grunge-Rock-Metal nicht einstellen.
Gleiches Album, neues Glück: Ein neuer Produzent, der schon Alice Cooper, Tracy Chapman oder Black Sabbath betreuen durfte, mischte die alte Platte neu ab, und Seether fügten einige Bonustracks hinzu. Wieder bauen die jungen Südafrikaner breite Gitarrenwände auf, darunter tummelt sich der markante Gesang des Frontmans Shaun Welgemoed - beziehungsweise Morgan. So nennt der Kerl sich jetzt, nachdem die Band mit ihren taktischen Planungen begonnen hat zum Sturm auf die ... aber halt, alles der Reihe nach.
Also: Shaun Morgans Stimme klingt so, als hätte jemand Kurt Cobains Organ (Achtung: Wortspiel) aus dem Nirvana geholt und es mit Scott "Creed" Stapps und Chad Kroegers Stimmbändern (Achtung, wieder ein Wortspiel) zerschr-Vedder-t und wieder zusammengeflickt. Soll bedeuten: Singen kann er, vor allem düstere Texte und im Huckepack ganz üble Kindheitserlebnisse, Hate & Revenge, viel Herzschmerz und noch mehr Pathos. Und weil Shaun Welgemoed - Verzeihung - Morgan auch noch Erfolg damit haben möchte, haben sich Seether folgende Taktik zurechtgelegt: Die beiden Beiträge zum "The Punisher"-Soundtrack dienen als Vorhut, darin enthalten die Single-Auskopplung "Broken" mit Amy Lee von Evanescence am Mikro, die linke Flanke bilden die auf der ersten "Dislaimer"-CD nicht enthaltenen Tracks "Cigarettes" und "Got It Made", die rechte bombastische Halbballaden, treibende Riff-Walzen und Songs, in deren Schatten Nickelbacks Werke wie Lausbubenstreiche wirken. Und als Lockmittel liegt irgendwo in der Mitte ein komplett neu gestaltetes Booklet. Natürlich ist es düster und übel, damit Nickelback & Co. auch wissen, daß die Südafrikaner ganz, ganz böse Buben sind - solche nämlich, die andere Bands locker an die Wand spielen.
Mit Hilfe von Bob Marlette bei der Produktion wird zwar zu offensichtlich auf den - welch Erkenntnis nach den letzten Sätzen! - kommerziellen Erfolg geschielt, aber die Platte rockt allen Unkenrufen zum Trotz! Einzig und allein die Selbstständigkeit geht ab. Doch das wird auch noch.
Seether - Disclaimer II
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Epic/Sony
(Südafrika/5. 7. 2004)
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