Snakeskin - Music for the Lost
ØØØ 1/2
Hall Of Sermon
(CH/25. 10. 2004)
Zwei Singles sind im DJ-Dauereinsatz, und niemand weiß, wer dahintersteckt. Mit der Veröffentlichung eines interessanten Elektroalbums hat das Rätselraten ein Ende. 23.10.2004
Es war einmal eine CD-Single, die hieß "Melissa". Doch eine Schlange kam und verführte sie. Ausgestießen aus dem Paradies der Namenlosen, suchte sie eine neue Heimat. Die fand sie auf dem Album "Music for the Lost".
Dann kam eine zweite Single und nannte sich "I Am the Dark". Die Single erfreute - genauso wie "Melissa" - an elektronischen Abenden die Club-Besucher. Und beide Singles trafen einander wieder - aber erst, nachdem sie vor allem in der Szene der Schwarzgekleideten für Rätselraten gesorgt hatten. Denn wer war eigentlich diese mysteriöse Schlange, die einst "Melissa" verführte und "I Am the Dark" den Namen gab?
Nun weiß man es - nachdem die beiden ihre Heimat auf einem Longplayer gefunden haben, dessen Mission in der Präsentation von "Music for the Lost" besteht. Die Schlange heißt Snakeskin und ist die Haut eines Künstlers, der unerkannt zwei Elektro-Singles mit verstörenden, aber tanzbaren Sounds in die Club-Szene warf. Dahinter steckt Tilo Wolff, Mastermind von Lacrimosa, den Rettern der Gothic-Musik.
Und wirklich: Wenn "Furious Stars" als Track zwei den Elektro-Reigen von "Music for the Lost" weiterführt, läßt sich eindeutig der Lacrimosa-Stil erkennen. Die genial krächzende Stimme und die Orgel-Sounds im Hintergrund erinnern an die gute, alte "Einsamkeit"-Zeit der Band. Auch "Longgonelost" hat die typisch klassische Lacrimosa-Melodie, die die elektronische Schnittmenge aus den besten Tagen der Gothic-Kapelle von Tilo Wolff sein könnte.
"Music for the Lost" klingt wie ein spielerisches Experiment aus dem Wolffschen Wohnzimmer: Eindrücke oder vielmehr Fragmente davon steigen aus dem Silberling empor und stürzen den Hörer in klaustrophobische, zwiespältige und verstörende Gefühlswelten. Selten schafft man es, geradlinige Melodien zu finden, an denen man sich festhalten könnte. Am besten klappt das noch bei "Cinderella" mit seinen Streicher-Samples und seiner Rhythmik. Oder man findet in dieser wunderbaren abfällig klingenden und krächzenden Stimme Tilos einen Haltepunkt - einer Stimme, die er auf den letzten Lacrimosa-Alben leider nicht mehr verwendete. Bei Snakeskin dient sein Organ allerdings nicht so sehr als Medium für die Texte, sondern als weiteres instrumentales Element.
Drei Bonustracks, unter anderem der "Melissa"-Remix der Extrem-Industrial-Band Kiew, beschließen das insgesamt 13 Stücke umfassende Album, dessen Elektronik (wie sollte es anders sein bei einem Vollblut-Künstler wie Tilo Wolff?) vielschichtig und interessant klingt. Das Ergebnis ist zwar anders als die Lacrimosa-Alben, nicht unbedingt besser, als es diverse Bands des Genres können, aber trotzdem durchaus hörenswert!
Snakeskin - Music for the Lost
ØØØ 1/2
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(CH/25. 10. 2004)
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