Platten_Sommerset - Say What You Want

Neuseeländische Versuche

Manchmal hat man es nicht leicht. Eine Platte wird gehypet, das Video rotiert auf MTVIVA - aber warum sollen diese jungen Menschen besser sein als andere Bands?    05.09.2004

Fragen über Fragen. Die einen freuen sich den sprichwörtlichen Haxen aus, die anderen zucken nur mit den Schultern, wenn es um Sommerset und ihr aktuelles drittes Album "Say What You Want" geht.

Nehmen wir an, wir gehören zu der Fraktion, die nicht so leicht von Sommerset zu überzeugen ist. Wir haben das Album gehört, und es ist für uns nicht besser als der Durchschnitt. Darum starten wir einige Versuche, um die Begeisterung nachvollziehen zu können. Der erste ist, die CD vor dem Einschlafen in die Anlage zu geben. Eignet sich nicht dafür, schon klar. Denn Einschlafmusik ist das keine. Darum wird sie am nächsten Tag mit ins Auto genommen. Wir brettern über die Autobahn und versuchen eine Verbindung zwischen dem Bleifuß am Gaspedal und den knallenden Gitarren und wummernden Bässen von Sommerset herzustellen. Nope ... tut sich auch nix. Wir fahren brav unsere 130 km/h. Selbst die letzte Chance, die wir "Say What You Want" gewähren, als wir uns das Ding bei voller Lautstärke um die Ohren wehen lassen, verstreicht - und es kommt zu keinem Kniefall vor Sommersets neuer Platte.

Dabei sind die Jungs in in ihrer Heimat Neuseeland keine Unbekannten, sogar die Speerspitze des Punk und Hardcore sollen sie sein. Vermutlich sind sie die einzigen da.

Keine Frage, "Say What You Want" ist zweifellos gut eingespielt, aber die Produktion nimmt den Neuseeländern zuviel Wind aus den Segeln, sodaß ihre ohnehin kaum erkennbare Originalität vollkommen verpufft und sie sich anhören wie unzählige andere Bands - trotz des guten Sängers Ryan Thomas und trotz Stoner-Rock-Anleihen.

Neben dem Opener kommen "Faded", eine feine Hymne, sowie "Inside", das natürlich als Single ausgekoppelt wurde, sehr gut daher. Über den Rest läßt sich streiten. Was jedoch zweifellos feststeht: Ihre Lyrics sind gelungen. Statt klischeehaft irgendwelche Schlagworte von sich zu geben, setzen die Neuseeländer auf Tiefgang.

Also wohl am besten allein im Selbstversuch antesten. Vielleicht findet man sich ja selbst schon morgen auf der Seite der Hype-Macher. Oder man besucht ein Konzert. Dazu mehr in unseren Links...

Milan Knezevic

Sommerset - Say What You Want

ØØ


Eat The Beat/Pirate/Sony

(Neuseeland/30. 8. 2004)

 

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