The Dresden Dolls - The Dresden Dolls
ØØØ 1/2
Roadrunner/edel
(USA/6. 9. 2004)
Kunst existiert. Auch in Amerika. Und sie kann durchaus populär werden, wie ein exzentrisches Bostoner Duo auf seinem Album demonstriert. 07.10.2004
Die Dresden Dolls nennen ihre Musik "Brechtian Punk Cabaret" - und tatsächlich, eine treffendere Umschreibung kann man sich gar nicht vorstellen. Immerhin ist die Musik von Sängerin und Pianistin Amanda Palmer sowie Brian Viglione am Schlagzeug recht ungewöhnlich. Doch erinnern wir uns an eine Band, die einmal das gleiche getan hat (allerdings nur bei einem Song). In dem Song-Spiel "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" kam der von Bertolt Brecht getextete und Kurt Weill komponierte "Alabama Song" zum Einsatz, den die Doors dann in den Siebzigern coverten. Die Musik war ein reizendes Gemisch aus schöner Melodie, populären Jazz-Elementen und Avantgarde in Form von Dissonanz und Harmonik.
Was hier bei einem Song der Doors und dem Schaffen von Brecht/Weill zutrifft, spielt sich bei den Dresden Dolls eine ganze CD lang ab: Ihre Musik ist auf ein Minimum reduziert, sie lebt nur von der Energie von Amandas Gesang, ihrem variablen Klavierspiel und der Rhythmik des Schlagzeugs. Hin und wieder kommen zwar auch Gastmusiker zum Einsatz, die jedoch nie übertrumpfen, sondern sich artig dem unterordnen, was das Duo auch alleine schafft. Nur beim Abschlußtrack "Truce" bricht ein noisiges Streichergewitter aus. Bis es aber soweit ist, dürfen wir Lieder hören, die mittels Tangorhythmen spröden Sex-Appeal versprühen und uns im Walzertakt zurück durch die Zeit führen, irgendwo ins Berlin der 20er Jahre oder ins dadaistische Paris. Dort hören wir zwischen manchen weniger eingängigen Stücken, die nur Kunst und sonst gar nichts sein wollen oder können, "Girl Anachronism" oder die Single-Auskopplung "Coin-Operated Boy" und wundern uns immer wieder, daß Amandas anfangs eher abweisende Stimme so viele positive Nuancen hat.
Dennoch ist hier alles so rundum gelungen, wie die CD rund ist - das Auftreten des Duos, das Booklet mit seiner Typographie und den Bildern sowie die Musik. Hier hält der Inhalt, was die Verpackung verspricht. Wirklich schön, daß es in Amerika andere Puppen gibt als nur Barbie und Ken - auch wenn sie manchmal gezwungen anders sein wollen.
The Dresden Dolls - The Dresden Dolls
ØØØ 1/2
Roadrunner/edel
(USA/6. 9. 2004)
Die einstigen Crossover-Helden aus Braunschweig zeigen, daß sie auch musikalisch noch am Leben sind und retten sich damit vor der Bedeutungslosigkeit.
Im Jahr 2000 wurden sie gefeiert. Dann lösten sie sich einfach auf. Oder machten eine Zwangspause. Und jetzt sind sie wieder da.
Powermetal mit Humor gibt es nicht? Dann sollten Sie in die vorliegende Platte reinhören. Die kann es noch dazu mit fast jedem Klassiker des Genres aufnehmen.
Der Mensch wird zum Tier. Denn Urgewalten rasen aus den Lautsprechern, wenn im Laufwerk die neueste Scheibe der Ungarn rotiert.
Kann das denn sein, find ich den Reim nicht? Was ist bloß los, ich bin doch famos, nicht? Denn ich mach HipHop und bin immer top. Oder?
Viele Bands erleben mit neuen Musikern ihren zweiten Frühling. Leider scheint in Wales immer noch tiefster Winter zu herrschen.
Kommentare_