The Retrosic - God of Hell
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Tribune Rec./Soulfood (D/22. 4. 2004)
Da Flöten, dort orientalische Percussion, irgendwo Streicher und über allem ein Elektrogewitter mit verzerrter Stimme. Und das alles heißt: EBM lebt! 10.07.2004
Die deutsche Band The Retrosic hat schon nichts falsch gemacht, als sie 2001 die CD "Prophecy" veröffentlichte. Frontman Cyrus setzte der Electronic Body Music damals ein paar Teile Industrial hinzu und vergaß dabei nicht auf Melodien. Nach dem Mini-Album "Messa De Requiem" schiebt er nun mit "God of Hell" ein neues Werk nach, das wieder alle Trademarks seiner EBM-Unternehmung vereint: zehn durchdachte elektronische Leckerbissen, natürlich gewohnt aggressiv.
Die Einleitung des Openers "The Storm" übernehmen beruhigende Klänge aus indischen Flöten, ehe die Percussion ein Gewitter ankündigt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt werden alle auf der Tanzfläche sein und die Platte feiern. Doch auch jene, die sich beim Schütteln auf dem Dancefloor weniger gern beobachten lassen, werden nicht gelangweilt auf ihren Plätzen sitzen bleiben. Dazu müssen sie nur die Ohren aufsperren und auf die Texte achten. Grundthematik der Platte ist "Destroy the world to save it", also der ureigene Antrieb des Menschen, die Welt in den Abgrund zu führen. Das düstere "Maneater" oder "Antichrist" hämmern diese Botschaft genauso martialisch in die Köpfe der Hörer, wie es das future-poppig instrumentierte "New World Order" auf seine umschmeichelndere Weise tut.
Bekanntlich wäre aber jede noch so gut inszenierte elektronische Apokalypse nichts wert, wenn nicht da und dort ein Hoffnungsschimmer hervorfunkeln würde. Den verpackt Cyrus entweder in den Songs selbst oder in Gestalt einzelner Tracks wie dem Instrumental "Sphere" oder dem orientalisch klingenden "Elysium", das an die großartigen Dead Can Dance erinnert. Besinnlich beschließt das gesprochene Outro "Tears In Rain" die gelungene Platte.
Electro-Hymnen und Endzeitstimmung im digitalen Gewand - so errichten The Retrosic ein Monument der elektronischen Musik, bildlich dargestellt durch einen böse blickenden Geier, der einen vom Cover aus anschaut. Fast erwartet man, daß er gleich den Schnabel öffnet und uns fauchende Elektronik entgegenwirft ...
The Retrosic - God of Hell
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Tribune Rec./Soulfood (D/22. 4. 2004)
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