Platten_Threshold - Subsurface

Die Macht der Sieben

Frickelige Gitarren, eingängige Gesangslinien und Songs, die zu Hymnen werden. Die metallenen Prog-Götter aus England erfüllen auch diesmal bravourös alle Erwartungen.    21.08.2004

Sieben ist eine Glückszahl. Nicht nur, weil der siebente Tag der Woche generell ein arbeitsfreier ist. Nur in der Ehe weckt das verflixte siebente Jahr immer wieder Ängste ...

Threshold scheinen sich um derlei Zahlenspielereien nicht zu kümmern und überlassen die Mythologie der Kabbala lieber Freaks wie Madonna. Stattdessen konzentriert sich das eingeschworene Team um Keyboarder Richard West, Gitarrist Karl Groom und Zweitgitarrist Nick Midson auf genau das, was die Band seit ihrem Debüt "Wounded Land" beliebt gemacht hat: eingängige und textlich tiefschürfende Songs mit riffenden Gitarren, hymnischen Gesangslinien von Andrew "Mac" McDermott und in den Himmel aufsteigende Keyboards.

Mit "Mission Profile" schuf das Trio einen der besten Opener, die je ein Threshold-Album zierten. "Opium" wird aus dem Live-Set wohl nicht mehr wegzudenken sein, und "Flags And Footprints" ist eine unter die Haut gehende Ballade.

Dazu überall diese wunderbaren Textzeilen - so heißt es beispielsweise im zehnminütigen "The Art of Reason", das nicht eine Sekunde zu langweilen beginnt: "It was there right before your eyes, we were blind not to realise: in the rush to be globalised we signed away our freedom."

Nicht nur wegen der Texte schmökert man gerne länger im Booklet; auch die grandiosen Photos spiegeln die verschiedenen Seiten der Musik wider. Das Cover zeigt einen Fernsehapparat auf einem Baumstumpf im See, das eingeblendete Wort "Reflect" spiegelt sich auf der Wasseroberfläche. Gleich daneben untergegangene mystische Monolithen, von einem hängen Kopfhörer herunter. Und am Ufer ragen vier Kühltürme eines Atomkraftwerks in den Himmel. Ein Bild, das die Musik von Threshold visualisiert, denn "Subsurface" beschäftigt sich mit der Abhängigkeit des Menschen von seiner Umwelt, schaut verlorengegangenen Idealen hinterher und birgt eine gehörige Portion Sozialkritik.

Threshold haben mit "Subsurface" ein rundum gelungenes Album geschaffen, dessen progressive Elemente die Ohren nicht zum Rauchen bringen und das den Metal nicht zum Beiwerk degradiert, sondern in ihm ein Mittel zum Zweck der Eingängigkeit sieht.

Milan Knezevic

Threshold - Subsurface

ØØØØ 1/2


InsideOut/edel

(GB/8. 8. 2004)

 

Links:

Kommentare_

Platten
Such A Surge - Alpha

Im Trend gelegen

Die einstigen Crossover-Helden aus Braunschweig zeigen, daß sie auch musikalisch noch am Leben sind und retten sich damit vor der Bedeutungslosigkeit.  

Platten
Schneiderberg - Amok-Yo

Kreuzüber in den Sozialismus

Im Jahr 2000 wurden sie gefeiert. Dann lösten sie sich einfach auf. Oder machten eine Zwangspause. Und jetzt sind sie wieder da.  

Platten
Freedom Call - A Circle Of Life

Aufs Korn genommen

Powermetal mit Humor gibt es nicht? Dann sollten Sie in die vorliegende Platte reinhören. Die kann es noch dazu mit fast jedem Klassiker des Genres aufnehmen.  

Platten
Ektomorf - Instinct

Metal Gulasch

Der Mensch wird zum Tier. Denn Urgewalten rasen aus den Lautsprechern, wenn im Laufwerk die neueste Scheibe der Ungarn rotiert.  

Platten
Fettes Brot - Am Wasser gebaut

Geh bitte!

Kann das denn sein, find ich den Reim nicht? Was ist bloß los, ich bin doch famos, nicht? Denn ich mach HipHop und bin immer top. Oder?  

Platten
Stereophonics - Language, Sex, Violence, Other?

Brit-Pop versus Brit-Rock

Viele Bands erleben mit neuen Musikern ihren zweiten Frühling. Leider scheint in Wales immer noch tiefster Winter zu herrschen.