Platten_Vans Warped 2004 Tour Compilation

Warp 10 - Energie!

Amis brauchen Extreme: Einerseits haben sie einen selten dummen Präsidenten, andererseits so tolle Sachen wie Punkrock-Tourneen. Womit haben die das verdient?    25.07.2004

Wo sind die geilen Tourneen mit den unzähligen Punkbands hin? Wenn sich Peter Punk mit seinen Freunden ein gutes Festival in Europa anschauen möchte, kann er auch schauen - aber bestenfalls durch die Finger. Die einzig erwähnenswerte Veranstaltung ist die "Deconstruction Tour", und selbst die wird jedes Jahr schwächer und schwächer. Also nimmt sich der ECORDER-Redakteur eines seiner vielen Herzen (nämlich jenes, das für den Punk schlägt) und schreibt ein paar Zeilen zu einem Sampler, der uns hier in Euopa beschämt. Das Ding zeigt uns, was in den Vereinigten Staaten jedes Jahr auf neue funktioniert und immer größer und besser wird: die "Vans Warped Tour" nämlich.

Besagter Sampler ist übrigens eine Doppel-CD und heißt - no na - "Vans Warped Tour 2004". Es ist die siebte Compilation einer Tournee, die immerhin schon zehnmal durch die Lande gezogen ist. Bei 40 Shows pro Tournee ist es kein Wunder, daß irgendwann einmal jede Punkband, die etwas auf sich hält, da mitgespielt hat. Ein Großteil der Gruppen hat sich unter anderem zur "Rock Against Bush"-Tour formiert ... aber das ist eine andere Geschichte.

Spätestens jetzt weiß wohl jeder, was wir von dem Doppeldecker erwarten können, der bei Side One Dummy herausgekommen ist - Punk aus allen Richtungen nämlich.

New Found Glory machen mit ihrem glattgebügelten Allerwelts-Sound den Anfang, ehe NOFX in die Bresche springen und etwas von "American Errorist" daherrotzen. Warm ums Herz wird einem, wenn die phantastischen Flogging Molly "To Youth (My Sweet Roisin Dubh)" anstimmen und das markante Organ von Dave King uns Irland näherbringt. Newcomer wie Maxeen sind ebenso auf den CDs vertreten wie die Kult-Punker Descendents, gemeinsam mit The Real McKenzies Anwärter auf den Titel "besoffenste Band der Welt". Thursday klingen mit ihrem Beitrag "Tomorrow I´ll Be You" nach Cure, Sugarcult versüßen uns den Tag mit ihrem Highschool-Punkpop, und die HipHop-Recken Athmosphere vom Epitaph-Label machen einen auf ungewöhnlichen Crossover.

Natürlich stammen die Höhepunkte der Compilation von den bekannten Bands wie Bad Religion oder dem Alkaline Trio, aber man kann sich sicher sein, daß selbst die unbekannteren Gruppen früher oder später auch Peter Punk und seinen Freunden gefallen werden. Yellowcard etwa lassen es mit ihrem "Breathing" ordenlich krachen, und "C´mon" von Go Betty Go macht Lust auf mehr - schließlich hören wir da endlich wieder eine Frau Punk singen, ohne daß sie künstlich angepißt ist.

Wenn die 153 Minuten Musik vorbei sind, ist Peter Punk traurig, weil er kein Geld hat, um in die Staaten zu fliegen. Den Schmerz dämpft aber, daß der Preis der Compilation bei 10 Euro liegt. Für zwei CDs mit 50 Bands ist das lächerlich gering, sodaß sich auch Peter die Ausgabe leisten kann.

Milan Knezevic