Vera - Welcome to My Record Bag
ØØØ
Universal
(Ö/18. 10. 2004)
"Ich ging zu meinem Label, legte einen riesigen Stapel Platten auf den Tisch und sagte: Das ist mein neues Album." Ist sowas etwa typisch für ehemalige "Starmania"-Kandidaten? 23.10.2004
Normalerweise ergreifen Leute, die auf ihren Musikgeschmack halten, schleunigst die Flucht, wenn es um irgendwelche "Starmania" ("Pop Idol"/"Superstar")-Kiddies geht, die so unverschämt sind und auch noch eine Platte aufnehmen. Bei solchen Produkten ist alles auf den Mainstream zugeschnitten, nichts wird dem Zufall überlassen. Wir verstehen die Flüchtenden.
Aber dann gibt´s da auch diese Vera aus Österreich. Die machte bei der ersten Staffel von "Starmania" mit und wurde ... keine Ahnung. An den Gewinner erinnern wir uns nur noch dunkel, auf Platz zwei landete die heute noch erfolgreiche Christl Stürmer. Wenn besagte Vera nun schon ihr zweites Album aufnimmt, dürfte da wieder einmal jemand nicht auf dem Siegertreppchen gelandet sein, der es anscheinend verdient hätte ...
Nach ihrem Erstlingswerk "Get Ur Funk Up", bei dem Vera Böhnisch selbst am Songwriting beteiligt war, folgt also nun das Nachfolgealbum "Welcome to My Record Bag". Diesmal lädt uns die junge Künstlerin ein, in ihrem Plattenschrank zu wühlen - und wir sind überrascht. Da stehen in der ersten Reihe Soul- und Motown-Scheiben, die man einem Teenie gar nicht zugetraut hätte. Ihre Lieblingslieder aus dieser Kollektion coverte sie für die neue Platte.
Stevie Wonder muß mit "Did I Hear You Say You Love Me" und "If It´s Magic" herhalten, Soul-Lady Aretha Franklin mit "Rock Steady" und Terence Trent D´Arby mit "Sign Your Name", das auch gleich als Single-Auskopplung gewählt wurde.
Ein fürwahr mutiges Unterfangen, dieser Schritt zurück zum Karaoke-Singen à la "Starmania"! Aber wenigstens gibt es hier persönliche Lieblingsnummern der Sängerin zu hören, die allesamt gut aufgenommen wurden. Für erotisch-funkige Wirkung sorgen Trompete und Sax, die Backing Vocals unterstützen die Zeitreise noch mehr. Keine schlechte Platte also, aber auch keine wahrlich überraschende. Wenn wir Nina Proll als Vergleich hernehmen dürfen: Die brachte ihre eigene Persönlichkeit in ihre zwölf Coversongs ein, ließ in ihrer Stimme geballte Erotik funkeln und das alles durch minimale Instrumentierung veredeln. Doch Vera ist zumindest auf dem richtigen Weg - und eine gute Stimme hat sie auch.
Jetzt brauchen wir nur mehr ein verrauchtes Lokal mit Frl. Böhnisch auf der Bühne, eingerahmt von roten Vorhängen - dann haben wir auch die ideale Atmosphäre für die elf Tracks ihrer zweiten Platte.
Vera - Welcome to My Record Bag
ØØØ
Universal
(Ö/18. 10. 2004)
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