Games_CivCity: Rome

Ave Praetor!

Wenn sich die Entwickler von Firaxis ("Civilization") und Firefly ("Stronghold") zusammentun, kann dabei nur ein gutes Spiel herauskommen. Quod erat demonstrandum.    25.08.2006

Rom wurde, so will es die Legende, von zwei Brüdern auf sieben Hügeln erbaut und war viele Jahrhunderte lang das Zentrum eines gigantischen Imperiums. Doch auch Rom konnte nicht aus sich selbst ein derartiges Reich erhalten. Es galt Truppen zu ernähren und die reiche Bevölkerung der "ewigen Stadt" satt und bei Laune zu halten, damit sich das Imperium noch weiter ausdehnen konnte. Mit anderen Worten: Die mächtigste Stadt der antiken Welt brauchte allerlei Zulieferer, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.

Aus diesem Grund wurden Statthalter in die verschiedensten Provinzen des Kaiserreichs entsandt. Ihre Aufgabe bestand darin, den benötigten Güterstrom nie abreißen zu lassen - und genau an diesem Punkt steigt der Spieler ein. Als aufstrebender Statthalter tingelt man quer durchs gesamte Reich und baut marode Siedlungen wieder auf. Manche stampft man auch höchstpersönlich aus dem Boden, zum Beispiel das berühmte Londinium, das heute unter dem Namen London bekannt ist.

"CivCity: Rome" ist ein Aufbauspiel, das auf konservativen Pfaden wandelt und daher zwar bekannte, aber umso bewährtere Kost bietet. Als zukünftiger Praetor errichtet man Wohnhäuser für die Bevölkerung, Nahrungsspeicher, Feuerwehren, Farmen etc. - kurzum: alles, was eine funktionierende Stadt eben benötigt. So wird aus Oliven das entsprechende Öl gewonnen, Flachs liefert Leinen, aus dem wiederum Gewänder geschneidert werden, Ziegen werden vom örtlichen Fleischer geschlachtet, und Bäcker holen sich das benötigte Mehl von der angrenzenden Mühle. All diese Güter sind wichtig, da jeder einzelne Bewohner Bedürfnisse hat, die befriedigt werden wollen. Ist der erste Hunger gestillt, so steigt die jeweilige Behausung um eine Stufe auf, was im Spielverlauf bis zur imposanten Villa geht. Mit jeder Verbesserung erhöhen sich zwar die Bedürfnisse, aber auch die erzielten Steuereinnahmen, die dann wiederum in den Ausbau der Infrastruktur investiert werden können. Und so beweist der alte Spruch "Ohne Geld ka Musi" wieder einmal seine Gültigkeit.

 

So weit hört sich das ja alles altbekannt an - und doch bietet "CivCity: Rome" einige spezielle Eigenarten. Jedes Gebäude besitzt etwa einen gewissen Einflußbereich. Ist die Viehzucht zu weit vom Fleischer entfernt, so verweigert dieser den Fußmarsch dorthin und geht lieber bankrott, bevor er sich auf den Weg macht. Ähnliches gilt auch für die Einwohner eines Hauses: die rennen lieber nackt in der Gegend herum, als quer durch die halbe Stadt zum nächsten Schneider zu laufen. Daher ist eine möglichst geschickte Stadtplanung vonnöten, um nicht schneller bankrott zu gehen, als einem lieb ist. Allerdings gibt es einen kleinen Kniff, um chaotischen Statthaltern unter die Arme zu greifen: Per Mausklick kann man Gebäude an eine andere Stelle der Siedlung versetzen; dann fangen faule Bürger auch wieder zu arbeiten an.

Hier offenbart sich auch der manchmal etwas lästig anmutende Teil des Spiels. Man muß sich als Statthalter um jeden einzelnen Aspekt der Stadt kümmern, weil ansonsten die Zufriedenheit in der Bevölkerung zu sinken anfängt; das hat dann wiederum direkte Auswirkungen auf die Steuereinnahmen und die Produktivität. Der Spieler kann über verschiedene Regler jedoch direkten Einfluß auf die Zufriedenheit seiner widerborstigen Untertanen nehmen. So wirken sich beispielsweise die Bemessung der Freizeit, das Unterhaltungsangebot oder die Steuerlast direkt auf die Zufriedenheit aus. Zusätzlich dazu gibt es immer wieder externe Ereignisse, die die Stimmung im Volk beeinflussen.

Graphisch präsentiert sich "CivCity: Rome" eher spartanisch. Zwar macht es durchaus Spaß, die Bürger bei ihrem Tagewerk zu beobachten - aber das war´s dann auch schon mit der optischen Pracht. Der Rest des Spiels sieht ziemlich trostlos aus. Es mangelt zwar nicht an Farben, und auch die einzelnen Texturen sind durchaus annehmbar, doch es fehlen einfach die kleinen Details, die jedem Spiel eine gewisse Atmosphäre bescheren. Das gilt auch für die Sound-Kulisse, die sich eher auf ein Hintergrundgedudel beschränkt, was jedoch durch eine gelungene Sprachausgabe zum Teil wieder wettgemacht wird.

Erwähnenswert ist der wirklich gut gelungene "Zivilopädie"- Bereich. Hier erhält der interessierte Spieler nicht nur Informationen über den technischen Stand der Zivilisation, sondern auch tiefere Einblicke in das alltägliche Leben der alten Römer. Insgesamt ist "CivCity: Rome" ein Titel, den sich alle, die schon immer eine Mischung aus "Stronghold", "SimCity" und "Civilization" spielen wollten, durchaus zulegen sollten.

Dragan Andjelkovic

CivCity: Rome

ØØØØ


(Firefly/Firaxis/2KGames)

erhältlich für: PC

 

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