Games_The Witcher 2: Assassins of Kings

Gegen Tod und Teufel

Erwachsen, nichtlinear und episch - so zumindest haben CD Projekt ihr jüngstes Werk angekündigt. Im Test zeigt sich, daß hier ausnahmsweise einmal nicht zuviel versprochen wurde.    14.06.2011

Die Salamandra und ihr Großmeister de Aldersberg sind neutralisiert, und der weißhaarige Hexer Geralt holt sich seine wohlverdiente Belohnung von König Foltest ab. Doch gerade als der Dämonenjäger die Burg verlassen will, wird der Herrscher von einem vermummten Attentäter angegriffen. In einem harten Zweikampf kann Geralt den Assassinen besiegen und das Leben Foltests retten. Bei der Demaskierung des Leichnams erstarren jedoch beide mit offenem Mund – der Attentäter weist deutliche Anzeichen von Hexermutationen auf. An dieser Stelle endet die Geschichte des ersten Teils.

Knapp einen Monat nach diesen Ereignissen führt "The Witcher 2" die Geschichte rund um den weißhaarigen und mit Amnesie geschlagenen Hexer fort. Gleich zu Beginn befindet sich der Protagonist angekettet in einem Kerker. Als Spieler hat man nicht den geringsten Hinweis auf die Hintergründe, die zu dieser Inhaftierung geführt haben. (Immerhin muß man sich nicht allzulange gedulden, bis der Schleier gelüftet wird.)

Der Spieler wird schon von Anfang an ins kalte Wasser gestoßen, was vor allem diejenigen freuen wird, die den ersten Teil kennen. Alle anderen hingegen dürften sich anfangs etwas verloren fühlen ob der abrupt einsetzenden Handlung. Glücklicherweise gibt es jedoch im Web auch dafür Abhilfe in Form inhaltlicher Zusammenfassungen (siehe Link unten).

Der Prolog/das Tutorial wartet mit großen Kampfszenen, cleveren Dialogen und dem Auftritt eines Drachen auf. Nach einem ungefähr vierstündigen Einstieg beginnt erst das eigentliche Spiel. Zwar kann man schon im Prolog die Klasse von "The Witcher 2" erkennen, das Spiel zeigt jedoch erst später seine wahre Größe.

 

Die Gegend steckt voller interessanter Charaktere, die auch so etwas ähnlichem wie einem Tagesrhythmus folgen. Neben den gutgemachten Nebenaufgaben begeistert hier vor allem die Hauptquest. Zwar muß der Spieler schon im Prolog einige Entscheidungen treffen, die erst viel später im Spiel wichtig werden, doch im ersten Akt steht er dann vor einem richtigen Scheideweg.

Je nach gefällter Entscheidung teilt sich der Titel im zweiten Akt, bis die Handlungsstränge dann im dritten und letzten Kapitel wieder zusammengeführt werden. Während ein Weg in ein kaedwenisches Soldatenlager und das weitläufige Umland führt, steht am Ende des anderen Weges die prächtige Zwergenstadt Verden. Obwohl beide Story-Zweige eng miteinander verknüpft sind, erlebt man die Handlung aus verschiedenen Perspektiven und löst Quests, die dem jeweils anderen Pfad verwehrt bleiben. Somit weist "The Witcher 2" einen hohen Wiederspielwert auf.

Im dritten Akt werden, wie schon erwähnt, die Handlungsstränge zusammengeführt, allerdings kann die Inszenierung nicht mehr ganz mit der der ersten Spielstunden mithalten. Nach etwas mehr als 30 Stunden endet das Spiel einfach und hinterläßt einen schalen Beigeschmack. Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt, den sich der Titel gefallen lassen muß; trotz dieses kleinen Wermutstropfens gehört die Story zu den besten, die heuer bislang präsentiert wurden.

 

Spieltechnisch wurde dem Titel im Vergleich zum Vorgänger eine leichte Diät verordnet. Am deutlichsten erkennt man die Auswirkungen der Abmagerungskur bei den Kämpfen. War im ersten Teil noch ein gutes Timing-Gefühl für den erfolgreichen Abschluß der Auseinandersetzungen vonnöten, reicht es im aktuellen Titel völlig, einen schnellen Finger zu haben. Diesen kann man dann wahlweise per Tastatur und Maus einsetzen - oder man greift zu einem Xbox 360 Controller, den man im Optionsmenü auswählen darf. Die Tatsache, daß schon eine Controller-Belegung vorhanden ist, läßt darauf schließen, daß eine Konsolenversion des Titels geplant ist. Lediglich das Balancing von "The Witcher 2" läßt zeitweise zu wünschen übrig. Manche Gegner sind einfach zu schwer, während andere wiederum viel zu simpel ausfallen.

Auch die Charakterentwicklung wurde etwas einfacher gestaltet als noch im Vorgänger. Das System ist zwar simpel, funktioniert dafür aber tadellos und bietet doch genügend Möglichkeiten, um den Protagonisten an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Natürlich spielen nach wie vor Handwerk und Alchemie eine große Rolle. Vor allem die Kenntnis um das Brauen von Tränken wird mit steigendem Schwierigkeitsgrad immer wichtiger; einige der besten Gegenstände im Spiel bekommt man nur, indem man sie selbst anfertigt. "The Witcher 2" hat also auch für Spieler mit einer ausgewachsenen Sammelleidenschaft einiges zu bieten. Lediglich die Tatsache, daß es im ganzen Spiel keine einzige Lagerkiste gibt, verpaßt der Sammelwut einen Dämpfer, da man von Zeit zu Zeit dazu gezwungen ist, sich von alten Schätzen zu trennen.

Eine weitere große Überraschung - wenn auch eine angenehme - ist die Tatsache, daß man vor Spielbeginn mehrere Sprachen und die gewünschten Untertitel dazu auswählen darf. So kann man beispielsweise auch mit englischer Sprachausgabe und deutschen Bildschirmtexten spielen. Diese Einstellung ist all jenen anzuraten, deren Englischkenntnisse nicht so gut sind, die aber deswegen nicht auf stimmungsvolle Lokalisierung verzichten wollen.

 

"The Witcher 2" bietet mit seinen rund 30 Stunden viel Spiel für relativ wenig Geld - vor allem, wenn man den Wiederspielwert einrechnet. Der erste wahre Anwärter auf die Auszeichnung "Spiel des Jahres".

Dragan Andjelkovic

The Witcher 2: Assassins of Kings

ØØØØØ

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(CD Projekt/ Namco Bandai)

 

erhältlich für: PC

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