Games_Darkstar One

Deutsche Maßarbeit

Daß Spiele aus dem Nachbarland auch spannend und farbenfroh sein können, stellen die Herren (und Damen) von Ascaron mit ihrem Weltraumepos eindrucksvoll unter Beweis.    13.07.2006

Es herrscht Frieden in der Galaxis. Terraner, Arrack, Mortok, Raptoren und Oc´to haben ihre Streitigkeiten beigelegt, der Handel zwischen den Rassen blüht, und die Früchte des Fortschrittes kommen jedermann zugute.

Alles deutet auf ein friedliches, goldenes Zeitalter hin. Doch plötzlich tauchen die lange verschollen geglaubten Thul wieder auf und greifen ohne Vorwarnung die Schiffe aller fünf Rassen an. Alte Feindschaften und Vorurteile flammen wieder auf; ein neuer, blutiger Krieg scheint sich anzubahnen. All diese Ereignisse lassen den frischgebackenen Piloten Kayron Jarvis jedoch vollkommen unbeeindruckt, da er soeben Hinweise auf den Mörder seines Vaters erhalten hat und sich nun mit dem Prototyp eines revolutionären Schiffes auf seinen privaten Rachefeldzug begibt. Es versteht sich natürlich von selbst, daß der in einem Sabotageakt umgekommene Vater und die plötzlichen Angriffe der Thul in direktem Zusammenhang stehen. Was es aber wirklich damit auf sich hat, das erfährt der Spieler erst viele Stunden und einige Plot-Wendungen später.

"Darkstar One" bietet mit über 300 Sonnensystemen eine riesige Spielwelt an, die Schauplatz einer durchwegs spannenden und abwechslungsreichen Geschichte ist. Den Mittelpunkt jedes Systems bildet die jeweilige Handelsstation. Dort kann man sein Schiff reparieren, neue Ausrüstung kaufen, zahlreiche Aufträge annehmen und natürlich auch handeln. Das Handelssystem ist recht einfach gehalten und keine Konkurrenz für ähnliche Spiele wie "X3: Reunion" - daher eignet es sich auch eher dazu, schnell ein wenig Geld zu verdienen, als eine Händlerkarriere zu beginnen. Weitaus lukrativer und kurzweiliger sind da schon die angebotenen Nebenaufträge, wenn auch nur für kurze Zeit. Recht bald merkt man nämlich, daß die kleinen, zufällig generierten Jobs einander sehr ähneln und es eigentlich nur die Wahl zwischen Piratenjagd, Begleitschutzmissionen oder Transportaufgaben gibt. Diese Aufträge sind also nur dann notwendig, wenn dringend Geld benötigt wird. Etwas abwechslungsreicher sind die auf einigen Handelsstationen abrufbaren Sidequests. Dabei handelt es sich um besonders knifflige Aufträge, an deren Ende nicht nur viel Geld, sondern auch Schlüssel zu versteckten Systemen winken. So muß man beispielsweise einen Spionagesatelliten ausschalten oder einen Konzernboß zur Kündigung zwingen.

Den größten Reiz haben jedoch die Storymissionen, die einen immer tiefer in die spannende Geschichte (übrigens aus der Feder einer professionellen Autorin, die unter anderem für "Perry Rhodan" schreibt) eintauchen lassen. Wegen der etwas dümmlichen Gegner-KI, der zahlreichen Checkpoints während der Missionen und des individuell einstellbaren Schwierigkeitsgrads dürften auch Anfänger gut mit der Kampagne klarkommen.

 

Mit der Story erfindet Ascaron das Rad wahrlich nicht neu - vor allem, da einem schon alles irgendwie bekannt vorkommt; ältere Semester werden durchaus Elemente aus "Wing Commander" oder "Privateer" wiedererkennen. Aber auch hier gilt: Lieber gut gestohlen als schlecht erfunden. Das wirklich Besondere an "Darkstar One" ist das Aufrüstsystem, mit dem das namensgebende Schiff verbessert werden kann. Auf den einzelnen Handelsstationen können zwar die verschiedensten Ausrüstungsgegenstände wie Waffen, Antriebe, Bordcomputer und Schilde gekauft werden - doch um die einbauen zu können, muß das Schiff durch den Einbau von Artefakten erst einen bestimmten Tech-Level erreicht haben. Mit Hilfe dieser Überbleibsel einer längst verschollenen Kultur kann die "DSO", ähnlich wie in einem Rollenspiel, verbessert werden. Insgesamt lassen sich drei Bereiche des Raumschiffs aufwerten: Rumpf, Flügel und Triebwerk. Die Wahl der Upgrades bestimmt, ob sich das futuristische Gefährt zu einem waffenstrotzenden Zerstörer oder einem wendigen Jäger entwickelt.

Glücklicherweise werden die teils versteckten Artefakte auf der Sternenkarte sofort sichtbar, sobald man sich ihnen bis auf einige Lichtjahre genähert hat. Das spart viel Zeit bei der Suche, da die Dinger sehr weit voneinander entfernt verborgen sind. Es gibt aber auch noch andere Wege, an die begehrten Stücke zu kommen: Zum einen werden sie in einigen Sidequests als Belohnung angeboten; zum anderen erhält man nach erfolgreicher Säuberung eines von Piraten besetzten Systems ein Artefakt als Honorar.

Graphisch kann "Darkstar One" durchaus mit anderen Spielen dieser Art mithalten. Dank vieler Polygone und toller Lichteffekte hinterlassen die großen Schlachtschiffe und Handelsstationen einen bleibenden Eindruck. Ascaron straft somit die Aussage, daß deutsche Spiele (abgesehen von "Far Cry" natürlich) immer ein wenig altbacken aussehen, eindeutig Lügen. Lediglich "X3: Reunion" schlägt in Sachen Graphik "DSO" problemlos. Dafür ist die deutsche Produktion kein solcher Hardware-Killer wie das Konkurrenzprodukt: Schon ab einem 2,5-GHz-Prozessor, 512 MB RAM und einer Radeon 9800 läßt sich das Weltraumepos in passabler Auflösung und mit mittleren Objektdetails recht flüssig spielen. Doch die größte Stärke des Spiels ist eindeutig die akustische Untermalung: Die Musikstücke runden das Game derartig gut ab, daß sie die gesamte Spielwelt erst so richtig zum Leben erwecken.

Wer bereits "Wing Commander", "Privateer" oder "Freelancer" geliebt hat, kann bei diesem Titel getrost zugreifen. Zur Zeit gibt es kein besseres Weltraumabenteuer auf dem Markt.

Dragan Andjelkovic

Darkstar One

ØØØØ 1/2


(Ascaron/Ubisoft)

erhältlich für: PC

 

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