Games_Die Siedler: Das Erbe der Könige

Gutes Amalgam

Blue Bytes Programmierer nahmen das Beste aus dem Genre der Strategie-Games und entwickelten mit dem fünften Teil der Reihe ein Spiel, das auch Neueinsteiger begeistern wird.    25.01.2005

Nach dem Tod von König Keron regiert der böse Mordred das Land der kleinen "Siedler" mit eiserner Hand. Viele Jahre sind seither ohne Besserung vergangen - doch endlich tritt ein junger Mann sein Schicksal an: Dario steht vor der großen Aufgabe, das alte Reich wieder zu einen und Mordreds Herrschaft zu brechen. Auf seiner Suche nach den königlichen Insignien, welche über das ganze Land verstreut sind, wird er treue Verbündete finden, die bereit sind, ihr Leben für den jungen Helden zu geben...

 

Im Gegensatz zu den Vorgängern, die keine individuellen Charaktere kannten, haben sich die Entwickler von "Die Siedler: Das Erbe der Könige" wohl ein Vorbild an dem alten Klassiker "Heroes of Might & Magic" genommen und schicken nun sechs Protagonisten ins Rennen, von denen jeder einzigartige Fähigkeiten besitzt. So sprengt Pilgrim versteckte Rohstoffe frei und nimmt feindliche Einheiten unter Beschuß, während sich Ari, die Diebin, tarnen und Hilfe herbeirufen kann. Salim, der Sarazene und Helias, der Weise, spezialisieren sich auf die mystischen Künste: während der eine die Truppen heilt, kann der andere Gegner zum Überlaufen bringen. Erec beherrscht Kampfkünste wie kein anderer und kann auf einen einzigen Schlag mehrere Einheiten zerstören, Dario kann mit Hilfe seines treuen Falken die Gegend erkunden und Truppen kurzzeitig in die Flucht schlagen. Ihnen stehen Kerberos, der schwarze Ritter, Mary de Mortfichet, die doppelzüngige Giftmischerin und Varg, der furchtlose Barbar, gegenüber.

Diese Helden spielen eine ganz wichtige Rolle - nicht nur, daß man sie sehr gut zur Erkundung und Beseitigung der Nebel des Krieges verwenden kann, auch sind sie die einzigen, die mit den Bewohnern des Landes sprechen und Aufträge an Land ziehen können.

In Anlehnung an Sid Meiers "Civilization", haben die Entwickler auch das Aufbausystem von Grund auf geändert. War es in den vorangegangenen Spielen noch notwendig, ausgetüftelte Transport- und Versorgungssysteme anzulegen, so genügt es jetzt, den Bewohnern einfach ein Wohnhaus und einen Bauernhof in der Nähe ihrer Arbeitsstätte zu bauen, damit sie glücklich sind. Vorbei sind die Zeiten der Fischereien, Schlachtereien und Zuchtviehhöfe. Auch die einst spezialisierten Bauarbeiter, Holzfäller und Träger haben das Zeitliche gesegnet - von nun an wird alles von Leibeigenen erledigt. All diese Neuerungen vereinfachen den Ausbau der eigenen Siedlung ungemein, gehen jedoch zu Lasten der Komplexität, welche man aus den Vorgängern gewohnt ist ...

Ebenfalls neu ist die Einführung der Steuern, denn jeder Handwerker muß seinen Beitrag zur Verteidigung des Landes leisten. Sobald das eigene Haupthaus ausgebaut worden ist, können diese sogar eingestellt werden, allerdings sollte der Spieler bei der Einstellung der Steuerlast Vorsicht walten lassen - denn die Höhe der Abgaben hat einen direkten Einfluß auf die Motivation der Arbeiter und diese wiederum bestimmt ihre Produktivität. Mit den Einnahmen werden dann die Soldaten und einige Ausbauten bezahlt, wobei man das Geld - so wie alle anderen Rohstoffe - veredeln (also vermehren) lassen kann. Dieses Spielprinzip erinnert wie bereits erwähnt stark an jenes von "Civilization", ohne jedoch zu verschachtelt zu sein.

 

Wie auch immer, in spieltechnischer Hinsicht kann eigentlich nur die - vor allem bei großen Siedlungen auftretende - Unübersichtlichkeit bemängelt werden: Es gibt keine Möglichkeit, auf Knopfdruck herauszufinden, wie viele Gebäude einer Art schon gebaut worden sind. Ebenfalls leicht nervend sind die Hinweise des von Oliver Kalkofe gesprochenen Mentors, wie daß es z. B. an Schlafmöglichkeiten mangelt, allerdings nicht gesagt wird, wo genau.

Der Multiplayer-Part bietet drei verschiedene Spielmodi: Eroberung, Technologie- und Punkterennen. Glücklicherweise wurden die in den alten Spielen oft vorgebrachten Peacetime-Wünsche der Spieler endlich berücksichtigt und so kann nun ein zwischen 15 und 30 Minuten dauernder Nichtangriffspakt eingestellt werden. Die entsprechende Internetverbindung vorausgesetzt können sich bis zu sechs Spieler in einer flüssig laufenden Umgebung miteinander messen.

Die Grafik des Spiels kann als äußerst ansprechend und flüssig bezeichnet werden. Die Animationen der einzelnen Siedler - sei es nun Arbeiter, Leibeigener oder Soldat - sind auch diesmal wieder hervorragend ausgefallen und es macht einfach Spaß, heranzuzoomen und den kleinen Wichten beim Arbeiten zuzusehen. Vor allem die Leibeigenen haben dabei immer einen lockeren Spruch auf den Lippen ... An solchen Kleinigkeiten merkt man die Liebe zum Detail, die in diesem Game steckt.

 

Somit ist "Die Siedler: Das Erbe der Könige" ein Spiel geworden, bei dem vor allem Genre-Neulinge getrost zugreifen können. Alten Hasen wird es vielleicht - im Vergleich zu den vorangegangenen Titeln - zu wenig komplex vorkommen, was zwar trocken betrachtet auch stimmt - dem Spielspaß allerdings überhaupt keinen Abbruch tut.

Dragan Andjelkovic

Die Siedler: Das Erbe der Könige

ØØØØ 1/2


(BlueByte/Ubisoft)

erhältlich für PC

 

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