Games_Front Mission: Evolved

Krieg 2.0

In einer nicht allzufernen Zukunft werden Schlachten mit modernen Stahlkolossen ausgetragen, und menschliche Soldaten sind in der Minderheit. Ob man sich dann aber noch an dieses Spiel der Double-Helix-Studios erinnern wird?    09.12.2010

Wir schreiben das Jahr 2171. Die Menschheit hat damit begonnen, das All mit Hilfe von Weltraumaufzügen zu erschließen. Natürlich handelt es sich dabei nicht um ein neues Besiedlungsprogramm; stattdessen wird der planetennahe Raum langsam, aber sicher in ein Netzwerk von Stützpunkten für die diversen Armeen der Erde verwandelt.

Doch auch das Gesicht des Krieges hat sich verändert. Mittlerweile haben Maschinen das Kampfgeschehen übernommen, und Soldaten sind nur noch selten auf dem Schlachtfeld anzutreffen. Die wahren Kriegshelden sind nun sogenannte "Wanzers". Im Grunde ist ein Wanzer nichts anderes als ein Panzer auf zwei Beinen, ähnlich wie die Protagonisten aus der "MechWarrior"-Serie.

Gleich zu Beginn von "Front Mission: Evolved" schlüpft der Spieler in die Haut des jungen Wissenschaftlers und Wanzerpiloten Dylan Ramsey, dessen Vater bei einem Anschlag auf das staatliche Forschungslabor spurlos verschwindet. Kaum hat er diese Nachricht erhalten, steigt Dylan - allen Protesten seiner Kollegen zum Trotz - in einen Prototyp-Wanzer, um seinen Vater ausfindig zu machen. Doch schon bald stellt sich heraus, daß die Forschungseinrichtung nicht das Primärziel der unbekannten Söldnertruppe war; der Angriff auf das National Research Lab diente nur zur Ablenkung. Ihr wahres Ziel ist der Weltraumlift "Parcival", der den Planeten mit dem gigantischen Netzwerk im All verbindet und gleich zu Beginn des Spiels auf New York zu stürzen droht.

In insgesamt fünf Kapiteln begibt sich der junge Protagonist auf die Suche nach seinem Vater, schließt sich dem Militär an und ist ganz nebenbei auch einer der wenigen, die das sogenannte EDGE-System meistern, ohne das man im Spielverlauf nicht durchkommt.

 

Der Großteil des Games spielt sich in einer trostlosen Stadt ab, in der man alles, was sich bewegt, mit Maschinengewehren, Schrotflinten, Raketen, Granaten (oder auch einem überdimensionalen Baseballschläger) schrottreif schießen (bzw. dreschen) darf, soll und muß.

Die meiste Zeit über befindet man sich dabei als Pilot im Inneren eines Wanzers, den man nach Abschluß jedes Levels neu modifizieren kann. Und genau das wäre auch die große Stärke des Spiels - würde man nicht immer wieder zu bestimmten Konfigurationen gezwungen. So sind etwa bestimmte "Loadouts" zu verwenden, auch wenn man dafür an Feuerkraft einbüßt. Aufgelockert werden die ansonsten tristen "Search & destroy"-Missionen durch das eine oder andere Level, in dem man ohne Wanzer unterwegs ist.

Besagte Abschnitte sind jedoch mehr Lückenfüller als wirklich gut integrierte Teile von "Front Mission: Evolved". Die Charakteranimationen in den "menschlichen" Missionen sind eher mies, und das Gameplay läßt auch einiges zu wünschen übrig. Der Spieler läuft als Dylan durch altbekannt wirkende Levels, sammelt Geld, versteckt sich hinter Mauern, um seine Gesundheit zu regenerieren, und bekämpft Feinde, die sich fast nicht zur Wehr setzen. Das alles ist halt nicht gerade das, was man ein spannendes und/oder herausforderndes Spielerlebnis nennt.

 

Graphisch löst das Game gemischte Gefühle aus. Einerseits laufen die Animationen butterweich ab, und die auf Hochglanz polierten, Story-relevanten Wanzer können überzeugen. Andererseits sieht die gesamte Umgebung mehr als trist aus. Bäume sind zweidimensional, explodierende Autos produzieren einen mehr als kümmerlichen Feuerball, und Wasser besteht aus nicht mehr als einer einzelnen, bläulich gehaltenen Textur. Dafür können sich die gerenderten Zwischensequenzen durchaus sehen lassen, wenn man einmal von den schlechten Charakteranimationen absieht.

Einzig beim Sound gibt es nichts zu bemängeln. Explosionen, durch die Luft schwirrende Raketen, die metallisch-dumpfen Schrittgeräusche der Wanzer - einfach alles scheint ein Geräusch zu verursachen und sorgt so für eine beeindruckende Akustik. Neben dieser Untermalung glänzt auch die intuitive und gute Steuerung des Titels. Spätestens mit dem Abschluß des Tutorials hat man die Handhabung des Kriegsgeräts intus.

 

Insgesamt ist "Front Mission: Evolved" ein durchschnittlich schlechter Third-Person-Shooter, der alles in allem nicht wirklich überzeugen kann. Der Titel gehört zu jenen Spielen, die man unbedingt vorher einmal antesten sollte, bevor man in die Geldbörse greift, um schwerverdiente Teuros dafür einzutauschen.

Dragan Andjelkovic

Front Mission: Evolved

ØØ 1/2

Leserbewertung: (bewerten)

(Double Helix Games/Square Enix)

 

erhältlich für: PC, Xbox 360, Playstation 3

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