Games_Command & Conquer 3: Tiberium Wars

Zeichen setzen

Tolkiens "Herr der Ringe" gilt als Fantasy-Bibel, deren Aufbau, Struktur und mythische Gestalten noch heute verwendet werden. Im Bereich der Echzeitstrategie-Games gibt es nur einen Titel mit ähnlichem Status: "C&C".    25.04.2007

Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt kam der erste "Command & Conquer"-Teil auf den Markt und veränderte die Spielewelt nachhaltig. Im Lauf der Jahre gab es immer wieder Titel, die das bewährte Prinzip von Aufbau und Taktik übernahmen und sich lediglich im Setting und den darin vorkommenden Einheiten unterschieden. Doch keines konnte der Mutter aller RTS(Real Time Strategy)-Games auch nur annähernd das Wasser reichen. Nun tobt nach langer Entwickler-Schaffenspause der dritte Tiberiumkrieg - und alles endet (vorläufig) dort, wo es einst begonnen hat: auf einer vergifteten Erde.

 

Im Jahr 2047 hat sich der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen den vereinten Nationen der Global Defense Initiative (GDI) und der religiösen Bruderschaft von Nod zu einem wahren Feuersturm entwickelt, der die Welt in Schutt und Asche zu legen droht. Beide Parteien kämpfen um das Tiberium, einen grünen, wuchernden Kristall außerirdischen Ursprungs, der als ultimativer Rohstoff begehrt und gleichzeitig als größte Umweltbedrohung aller Zeiten gefürchtet ist. Wer das Tiberium kontrolliert, entscheidet über Wohl und Wehe der Menschheit und des gesamten Planeten. Doch der blutige Krieg zwischen GDI und der Bruderschaft von Nod ist nur der Anfang; schon bald muß sich die Menschheit eingestehen, daß sie im Universum nicht allein ist und sich auch andere Völker (namentlich die Alien-Rasse Scrin, die im letzten Teil ebenfalls spielbar ist) für den einzigartigen Rohstoff interessieren.

EA setzt mit dem neuesten Teil der "C&C" -Reihe erneut ein Zeichen und beweist, daß die Spieleindustrie längst den Kinderschuhen entwachsen ist - man sollte sie heute wenigstens als mündigen Jugendlichen anerkennen, der durchaus in der Lage ist, Inhalte zu transportieren. Gerade "Command & Conquer 3: Tiberium Wars" spielt gezielt auf die derzeitige globalpolitische Situation und die immer mehr überhandnehmende Umweltzerstörung an. Der Kampf GDI gegen Nod erinnert sehr stark an den derzeit tobenden Krieg zwischen der westlichen Kultur und dem Islam, der sich recht ungeschickt hinter dem Begriff "War on Terror" verbirgt.

Auch in der Realität geht es nur vordergründig um das unterschiedliche Lebens- bzw. "Demokratie"-Verständnis. In Wahrheit spielt unser "Tiberium", nämlich das Rohöl, die zentrale Rolle: Wer die Kontrolle über die immer karger werdenden Ressourcen hat, beherrscht auch die Welt(wirtschaft). Wahrscheinlich wird die Menschheit erst dann aufhören, sich selbst und ihren Lebensraum zu zerstören (durch Waffengewalt oder durch die an Götzenanbetung grenzende Verehrung der Wirtschaft und ihrer Kapitäne), wenn eine dritte, außerirdische Kraft auf den Plan tritt - wie es "Command & Conquer 3" vorzeigt.

 


"Der Krieg soll nicht gewonnen werden, vielmehr soll er kontinuierlich weitergehen, denn eine hierarchische Gesellschaft ist nur auf der Basis von Armut und Ignoranz möglich. Im Prinzip ist jede kriegerische Handlung darauf ausgelegt, die Gesellschaft am Rande des Verhungerns zu halten. Der Krieg wird von der herrschenden Kaste gegen ihre eigene Bevölkerung geführt, und ihr Ziel ist nicht etwa die Eroberung eines anderen Kontinents, sondern die Aufrechterhaltung der im Moment herrschenden Gesellschaftsstruktur."

George Orwell

 

"Command & Conquer 3: Tiberium Wars" hat aber auch politisch eher uninteressierten Spielern einiges zu bieten. Selten gibt es Titel, die es schaffen, allein durch die Form der Präsentation an den Bildschirm zu fesseln. EA verzichtet - wie schon bei den Vorgängern - auf gerenderte Zwischensequenzen und setzt stattdessen auf Videos mit realen Schauspielern, bei deren Realisierung weder Kosten noch Mühen gescheut wurden.

Nicht nur Strategie-Fans wird so manches Gesicht bekannt vorkommen. Alte "C&C"-Hasen freuen sich über den reaktivierten Joe Kucan alias Kane, charismatischer Anführer der religiösen Bruderschaft von Nod. Die restlichen Schauspieler sind wesentlich bekannter: In den Filmausschnitten begegnen uns Hollywood-Kräfte wie Michael Ironside ("Starship Troopers"), Billy Dee Williams ("Star Wars V & VI"), Grace Park (Boomer aus "Battlestar Galactica"), Tricia Helfer (Nummer 6, ebenfalls aus "BS Galactica") und Josh Holloway (Frauenschwarm Sawyer aus "Lost"). Mit Hilfe dieser professionellen Mimen und den direkt in die Kamera gesprochenen Zwischensequenzen entsteht beim Spieler der Eindruck, mittendrin anstatt nur dabei zu sein. Das einzige Manko ist wieder einmal die schlechte deutsche Synchronisation - da wurde offensichtlich gespart.

Spielerisch hat sich im Vergleich zu den Vorgängern kaum etwas geändert. Das ist einerseits sehr begrüßenswert und positiv, da sich die Einarbeitungszeit somit auf Null reduziert (Neulingen steht ein hervorragendes Tutorial zur Verfügung), andererseits wurden aber auch die alten Kinderkrankheiten mit übernommen - allen voran die Mängel bei der Wegfindung der Einheiten. Vor allem große Truppenverbände schaffen es einfach nicht, bei Engpässen einfach eine Schlange zu bilden, sondern suchen lieber nach alternativen Routen und lassen sich vom Feind deckungslos niedermetzeln.

Sonst gibt es nichts zu kritisieren. Vielmehr gebührt Electronic Arts wieder einmal großes Lob: Die Entwickler haben es zustandegebracht, dem Spieler höchsten Bedienkomfort, guten Sound und eine graphische Präsentation mit strahlenden Feuerblumen, Leuchtspurgeschoßen und toll anzusehenden Explosionen zu bieten, ohne daß er dafür einen High-End-PC benötigt. Es gibt sie also doch noch, die guten Programmierer ...

"C&C 3" bietet schon mit seinen mehr als 30 Einzelspielerkampagnen stundenlangen Spielspaß. Rechnet man noch den Multiplayer-Modus dazu, der sich vor allem für große LAN-Parties eignet, so halten Fans der Serie (ebenso wie Neueinsteiger) einen Titel in Händen, mit dem sie für die nächsten Wochen und Monate ausgesorgt haben. Wer genug Geld zur Verfügung hat, sollte übrigens auf jeden Fall zur "Kane Edition" von "Command & Conquer 3: Tiberium Wars" greifen - die enthält noch eine zusätzliche DVD mit einem "Making of", insgesamt fünf Strategievideos (GDI, Nod, Scrin, Einzelspieler und Multiplayer) und weiteren Specials. Da freut sich der Süchtige.

Dragan Andjelkovic

Command & Conquer 3: Tiberium Wars (Kane Edition)

ØØØØØ

(EA)


erhältlich für: PC

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