Games_Titan Quest

Mythology 101

Das große Drama des klassischen Altertums - der uralte Konflikt Vater gegen Sohn - betritt nun nach Tausenden von Jahren auch die Bühne der modernen Spielewelt.    25.07.2006

Was haben Kronos und Hyperion gemeinsam? Richtig, beide sind Titanen und gehören somit zu den Vorfahren von Göttervater Zeus. Kronos ist Zeusens Vorfahr, was Hyperion wiederum zu seinem Onkel macht. Nach einer kleineren familiären Unstimmigkeit, die wahrscheinlich im Rahmen einer Hochzeit stattfand (wo solche Streitereien traditionellerweise immer passieren), rotteten sich die Kinder und Enkelkinder zusammen, um ihre Eltern beziehungsweise Großeltern gemeinsam in den Tartarus zu werfen.

So weit, so gut. Da die Hölle der alten Griechen sich aber ganz und gar nicht als Feriendomizil eignet, beschließt einer der Titanen, wieder auf die Erde zurückzukehren, um die Jungspunde zur Räson zu bringen. Die Tatsache, daß der rachsüchtige Gott nicht alleine in den Kampf zieht, macht die Situation für die Menschheit nicht gerade einfacher. Die Welt braucht also wieder einmal einen Helden - und das ist das Stichwort für den Spieler, der die verantwortungsvolle Aufgabe hat, die Welt von Minotauren, Gorgonen, Mumien, Hexenmeistern und sonstigen Dämonen zu befreien, um am Ende dem finsteren Gott persönlich gegenüberzutreten.

"Titan Quest" profitiert wie alle guten Action-Rollenspiele à la "Diablo" von der altbewährten Suchtspirale. Im Laufe seiner Karriere erbeutet der gute Held zahlreiche Gegenstände, wie Schwerter, Schilde oder Rüstungen. Viele dieser Fundstücke bringen nützliche Boni auf eines der drei Hauptattribute (Stärke, Intelligenz, Geschicklichkeit) oder den angerichteten Schaden. Also metzelt sich der Spieler durch Legionen von Monstern, um ein noch schärferes Schwert oder eine noch bessere Rüstung zu finden. Glücklicherweise muß man in "Titan Quest" nie lange Durststrecken überwinden, da das Spiel einen mit Belohnungen regelrecht überschüttet.

Doch auch das beste Schwert nützt nichts, wenn der Held es nicht schwingen kann. Als Protagonist muß man gewisse Voraussetzungen erfüllen, um die einzelnen Gegenstände benützen zu können. Daher darf der Spieler bei jedem Level-Aufstieg zwei Punkte auf die drei Haupteigenschaften verteilen; zusätzlich können drei weitere Punkte in die Fertigkeiten des Dämonenmetzlers investiert werden. Im Lauf des Spiels kann man bis zu zwei der acht sogenannten Meisterschaften erlernen, die beliebig miteinander kombinierbar sind. Wer mag, kann somit einen Bogenschützen erschaffen, der mächtige Blitze auf seine Gegner herabprasseln läßt - sozusagen eine Mischung aus Artemis und Zeus.

 

Die Reise des Recken führt den Spieler fast durch das gesamte mythische Altertum. Die epische Queste beginnt im klassischen Griechenland, führt dann über Ägypten, Babylon und China bis auf den Gipfel des Olymp. Unterwegs trifft man auf das Orakel von Delphi, lernt den Kaiser von China kennen oder prügelt sich mit dem Zyklopen Polyphemus durch die Botanik.

Apropos Botanik - die Graphik von "Titan Quest" kann mit einem Wort umschrieben werden: beeindruckend. Im Gegensatz zu "Diablo 2" sind alle Level von Hand gebaut und nicht zufallsgeneriert. Dadurch erlebt der Spieler zwar wunderschöne Landschaften wie Sümpfe, Eisgipfel oder spinnenverseuchte Wälder, allerdings leidet der Wiederspielwert etwas darunter. Überall gibt es schöne Details wie sich im Wind wiegende Kornfelder oder auf Sandstrände rollende Wellen zu bewundern. Das Beste daran ist, daß man keinen High-End-PCs sein eigen nennen muß, um in den Genuß dieser Augenweiden zu kommen. Kleinere Mängel gibt es dafür bei der Musikuntermalung, die meist aus nichtssagendem Gedudel besteht; die klaren Sound-Effekte sind jedoch erstklassig. Auch in Sachen Bedienkomfort leistet sich "Titan Quest" so manchen Ausrutscher. So fehlt unter anderem eine automatische Sortierfunktion fürs Inventar. Zudem muß man sich durch bis zu drei separate Gepäcktaschen klicken, was zwar nicht schwierig ist, auf die Dauer aber einfach nervt.

Glücklicherweise gibt es bereits einen ersten Patch, der dieses und ein anderes - weitaus schwerwiegenderes - Problem beseitigen soll. "Titan Quest" stürzt zwar nicht oft ab (außer man besitzt eine RADEON 9800), doch wenn es einmal crasht, ist der angelegte Spielstand in höchster Gefahr. Darum empfiehlt es sich, ab und zu Sicherheitskopien anzulegen.

"TQ" ist ein hervorragendes Spiel, das jeden Cent wert ist - auch wenn es "Diablo 2" wahrscheinlich nie überholen wird. Das ist wie bei den Göttern: Auch Zeus wird immer im Schatten seines Vaters Kronos stehen.

Dragan Andjelkovic

Titan Quest

ØØØØ 1/2


Titan Quest

(IronLore/THQ)

erhältlich für: PC

 

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