Kino_Wie die Karnickel

Enthemmter Piefke-Humor

Wenn einer Bömmelburg heißt, dann hat er wohl auch einen entsprechenden Bömmel vorzuzeigen. Auf etwa diesem Niveau bewegt sich der Witz in der neuen Ralf-König-Verfilmung.    12.09.2002

In den vergangenen paar Jahren stellte sich heraus, daß es auch ein paar Deutsche gibt (ganz wenige), die Filme machen können; manche davon haben sogar Humor. Die dahingehende Beweislast hat sich Ralf König - Autor von "Schwulencomics", die längst zum Konsumgut eines Mainstream-Publikums multisexueller Ausrichtung geworden sind - bereits mit zwei Filmen ("Das Kondom des Grauens" & "Der bewegte Mann") von den Schultern gehievt. Nun ist der dritte, wieder überaus witzige Streifen in unseren Kinos gelandet.
Der phlegmatische Musiker und Pantoffelheld Horst Bömmelburg wird von seiner Geliebten als Pornokonsument entlarvt und prompt verlassen, worauf er sich in der neugewonnenen Freiheit suhlt und ein deftiges Verhältnis mit einer Sopranistin beginnt, wortkräftig unterstützt von seinem neuen, schwulen Nachbarn, in dessen Wohnung die Stecher schichtarbeitsmäßig verkehren. Horst hat nämlich einen Vorzug, den seine Ex offenbar nicht zu schätzen wußte: einen überdurchschnittlich fetten Prügel. Die Verflossene wird indes belehrt, daß man als Frau mit übertriebenem Emanzipationsvogel Gefahr läuft, Männer mangels Bereitschaft zu optischer Verklärung ins Pornogewerbe zu treiben, weshalb sie sich mit Reizwäsche ausstattet und ihrem Horst auflauert, um ihn zurückzugewinnen.
"Wie die Karnickel" kommt ziemlich nahe an eine Screwball-Comedy heran; tatsächlich kann der Film nur als solche bezeichnet werden, funktioniert auch dementsprechend und sei somit für Lachwillige herzhaft empfohlen.

Klaus Hübner

Wie die Karnickel

ØØØØ


D 2002

ca. 100 Min.
dt. Fassung
Regie: Sven Unterwaldt
Darsteller: Anna Böttcher, Elfie Czischek, Sven Walser u. a.

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