The Soundtrack Of Our Lives live
9. Mai, Flex, Wien
Sie waren Grammy-nominiert und veredelten von Glastonbury bis Reading das Line-up jedes wichtigen Festivals. Schon deshalb sollte man die Schweden nicht verpassen. 27.04.2006
Neue Helden tauchen auf, lassen sich für ihr öffentliches Erscheinungsbild stilberaten und immer höher hypen, um von Zeitschriften-Covers herunter nicht weniger als die vollkommene Rock´n´Roll-Erlösung zu versprechen.
Fallt nicht auf die Großmäuligkeit herein! Schon morgen liegt das schwarz auf weiß oder bunt gedruckte Geschwätz von gestern im Papiercontainer, um wiederverwertet neuen Schlagzeilen - und noch frischeren Liebkindern mit Ablaufdatum - Platz zu machen. Auch sie werden unsere Hoffnungen auf lange Sicht nicht erfüllen können und sich in absehbarer Zeit als falsche Propheten entlarven.
Tatsächlich gibt es nur einen, dem es gelingt, aus einem Konzert mehr als bloß einen Abend voller Musik zu machen. Die Rede ist von Ebbot Lundberg, dem Frontman der Ausnahme-Band The Soundtrack Of Our Lives. Was war eigentlich zuerst da? Die Spitznamenverdrehung oder der Kaftan? Man ziehe Torbjörn auf sein Kürzel zusammen und wende das putzig klingende Tobbe um seine eigene Achse - fertig ist der Künstlername, der sich auf die gleiche Weise ausspricht wie das englische Wort für Abt. Zufall? Vielleicht - oder auch nicht.
Der bärtige Schwede gestaltet mit seiner fünfköpfigen Begleitung jedenfalls jeden Konzertabend zum Erlebnis für alle Sinne. Blickt man für einen Augenblick am Bühnengeschehen vorbei ins eigene Innere, sieht man es in ungewohnter Leichtigkeit erstrahlen. Den Beweis dafür erbringen die Nordländer am 9. Mai im Wiener Flex. Die Erlösung ist nahe, Halleluja!
"A Present from the Past" nennt sich das aktuelle Album von The Soundtrack Of Our Lives, das in doppelter Spiellänge daherkommt und - wie der Titel unschwer erkennen läßt - die Band-Vergangenheit durchwühlt. Neben B-Seiten und EP-Beiträgen wird darauf auch bisher Unveröffentlichtes präsentiert. Bei ihren Gigs geizen die Schweden ebenfalls nicht mit Geschenken aus der Vergangenheit. Daß sie Hits wie "Big Time" oder übermächtige Klassiker wie "Sister Surround" von ihrer Playlist streichen werden, ist kaum anzunehmen.
Mit im Tourbus nach Österreich stecken die Landsmänner von den Whyte Seeds, denen TSOOL-Bassist Kalle Gustafsson bereits als Produzent unter die Arme griff, indem er sie ins Svenska Grammofonstudio in Göteborg einlud. Da behaupte noch mal jemand, in Schweden spiele sich alles nur in Stockholm ab ...
The Soundtrack Of Our Lives live
9. Mai, Flex, Wien
Thomas Hansen hat den Heiligenschein wieder hervorgeholt und aufpoliert. Der Norweger nimmt sich Zeit zum Erzählen von Geschichten, die der Nachdenklichkeit genug Raum und der Melodie ausreichend Auslauf bieten, um in Schwung zu kommen.
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Melodienmangel und Ideenlosigkeit sind für ihn ebenso Fremdwörter wie Schreibblockaden. Auf seinem aktuellen Album übt Will Oldham sich in der Kunst des Loslassens.
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Es war einmal ein Songwriter, der auf der Suche nach Musikern und einem passenden Namen in Hollywood fündig wurde. Wo ließe sich Erfolg auch besser lernen?
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