Akzente_Thomas Stipsits - Griechenland

Humoristische Stippvisite

Der steirische Komödiant liefert ein Kabarettprogramm, das sich von halblustigem Wiener Schmäh, absurdem Blödelspaß und - im allerschlimmsten Fall - Villacher Faschings-"Humor" erfrischend abhebt.    17.01.2008

Thomas Stipsits gilt als der neue Stern am heimischen Comedy-Himmel und könnte mit seinem aktuellen Programm so manch alteingesessenen Kollegen an die Wand spielen.

In "Griechenland" reist er in genau dieses Lieblingsurlaubsziel der Österreicher. Von den Göttern ausgewählt, muß er auf der Insel Kapados die zwölf Prüfungen des Herakles absolvieren. Dabei schlüpft der Komödiant in unzählige Rollen - von Poseidon über Zeus bis hin zum doppelköpfigen Monster, das weitläufig als Kärntner Landeshauptmann bekannt ist. Die aus der griechischen Mythologie bekannten Prüfungen haben es durchaus in sich. Dem fremdenfeindlichen Monster etwa soll er das Haupt abschlagen, doch es wachsen - wie es sich bei einer Hydra gehört - immer wieder neue Köpfe nach. Was Stipsits da zusammenbraut, ist ein höchst unterhaltsames Comedy-Süppchen aus schnellem, intelligentem Witz mit der angemessenen Prise Absurdität. Dazu begleitet er sich selbst auf der Gitarre und spielt gecoverte Austro-Pop-Songs, was durchaus Erinnerungen an einen sehr jungen Stefan Raab weckt (als der noch wirklich lustig war).

 

Jung ist Stipsits - Jahrgang ´83 - übrigens auch, doch er wirkt, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, als Menschen zum Lachen zu bringen. Es ist also kein Wunder, daß ihn das Publikum der ORF-Standup-Comedy-Serie "Frischlinge" gleich zweimal zum Publikumsliebling gewählt hat. Seit 2006 nimmt er in seinem eigenen Kabarettprogramm, das zum Großteil aus liebevoll ausgetüftelten Reisegeschichten besteht, die Alpenrepublik mit viel Ironie aufs Korn. Ob Lipizzaner, Sängerknaben oder Bundesheer - nichts bleibt vor seiner scharfem Zunge verschont.

Dabei offenbart der wandlungsfähige Jung-Star eine Vielfalt, die sich sehen lassen kann. Auf besagter griechischer Insel trifft "der Auserwählte" beispielsweise seinen ehemaligen, mit einem Sprachfehler gestraften Bundesheeroffizier, der ihn liebevoll "Tiptit" nennt und ihm bei einer der zwölf Prüfungen zur Seite steht. Der Offizierscharakter ist ein Publikums-Lacherfolg und so komisch, daß sich "Tiptit" oftmals selbst das Lachen verkneifen muß, was ihn gleich noch liebenswerter macht.

Doch egal, ob er den rauhen Ton beim Militär, den häßlichsten österreichischen Dialekt überhaupt (= Kärntnerisch) oder Frauenliebling Robbie Williams auf die Schaufel nimmt - er bleibt stets auf charmante Art und Weise böse. Vor allem aber ist Thomas Stipsits, im übrigen Förderer des Stinatzer Freibads, in seinem aktuellen Programm genau das, was man sich von einem Kabarettisten erhofft, aber heutzutage fast nicht mehr zu erwarten traut: zum Schreien komisch. Man vergißt sogar, daß einem bei so manchem Witz - etwa über die bei Spaßvögeln seit Jahrzehnten beliebten Themen Kleinkariertheit und Fremdenfeindlichkeit in Österreich - das Lachen eigentlich im Halse stecken bleiben sollte.

Bettina Figl

Thomas Stipsits - Griechenland: "Die Legende des Heiligen Trinkers"

ØØØØ 1/2

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Das Programm gibt es sowohl auf DVD als auch live. Zweiteres ist wegen erstklassiger Bühnenpräsenz, Spontaneität und Miteinbeziehung des Publikums durchaus vorzuziehen.

Zu sehen sein wird Stipsits am 19. 1. 2008 in Stainach/Irdning, am 24., 25. & 26. 1. 2008 im Stadttheater Leoben und am 2. 2. 2008 in Klosterneuburg. Im Wiener Kabarett Niedermair startet am 13. Februar sein neues Programm "Cosa Nostra", in dem sich der Spaßvogel wieder vermehrt dem bislang nicht vorhandenen Stinatzer Freibad widmet. In diese Causa hat sich jetzt nämlich auch noch die Stinatzer Mafia eingeschaltet ...

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