Åsa Larsson - Bis dein Zorn sich legt
Ø
("Till dess din vrede upphör")
C. Bertelsmann (München 2009)
Photo © Hans-Olof Utsi
Der Geist einer Toten, der durch die schwedische Einöde irrlichtert. Bösewichter, die dem Gaunerklischee entsprechen. Und Polizisten, die mehr mit der Suche nach sich selbst beschäftigt sind. Zugegeben - Åsa Larssons neuer Roman verlangt dem Leser guten Glauben ab. 08.07.2009
Dabei ist die Geschichte schnell erzählt: Wilma und Simon, ein frisch verliebtes Pärchen, fahren ins schwedische Hinterland, schlagen ein Loch in einen gefrorenen See und tauchen nach einem Flugzeugwrack. Dann kappt jemand plötzlich das Sicherungsseil und schiebt eine Holztür über das Loch im Eis. Beide Teenager ertrinken jämmerlich.
Noch schneller wird dem Leser klar, wer hinter der diabolischen Tat steckt, auch weil Wilma fortan als Geist durch den schwedischen Frühling irrlichtert. Immer wieder springt sie als allwissende Erzählerin ein, schlüpft - weil das bei Gespenstern offenbar so üblich ist - in die Gedankenwelt der Lebenden, die der Ermittler genauso wie die der Mörder. Dementsprechend zügig kristallisiert sich das Mordmotiv heraus. Keine Bange, das ist jetzt kein Spoiler, der Leser erfährt´s ohnehin sehr früh: ein altes Kriegsverbrechen, dessen Zeugnisse tunlichst auf dem Seegrund verborgen bleiben sollen.
Schade, durch den esoterischen Plumperquatsch und die frühe Auflösung nimmt Åsa Larsson ihrem Krimi jedwede Spannung. Aber möglicherweise ist "Bis dein Zorn sich legt" auch gar kein Krimi, sondern der Versuch eines Psychogramms verschiedener Seelen. Tatsächlich konzentriert sich Larsson in Ermangelung eines handfesten Krimiplots auf das Miteinander ihrer Figuren, vor allem der Ermittler, deren Probleme und Zwistigkeiten untereinander. Das hätte durchaus seinen Reiz, wenn nicht jeder, wirklich jeder der Polizisten und Staatsanwälte in der Vergangenheit nicht schon an mindestens einem schrecklichen Mordfall beteiligt gewesen wäre, bei dem er entweder eine Menge Angehörige verloren oder - um die eigene Haut zu retten - eine Menge Verbrecher erschossen hat. So oder so, die Frauen und Männer leiden bis heute an ihrem Trauma. Diese Anhäufung tragischer Schicksalsschläge (und die der Bösewichter sind jetzt noch nicht einmal mit eingerechnet) macht die Story endgültig unglaubwürdig.
Was bleibt? Eine poetische Sprache, in der Åsa Larsson zu erzählen weiß. Ja, das liest sich anmutig, macht Spaß - aber die Story nicht besser.
Åsa Larsson - Bis dein Zorn sich legt
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C. Bertelsmann (München 2009)
Photo © Hans-Olof Utsi
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