Carl Hiaasen - Große Tiere
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(Native Tongues)
Goldmann (München 2009)
Die letzte Bastion der Natur. Das Pensionistenheim der USA. Ein Paradies für Grundstücksspekulanten und größenwahnsinnige Bauherren. Und die Heimat der blauzüngigen Mangowühlmaus. Das alles und noch viel mehr ist Florida. Und hier fungiert der Bundesstaat noch dazu als Schauplatz eines herausragend witzigen Krimis. 11.11.2009
Zugegeben: Der Autor dieser Zeilen ist bedingungsloser Florida-Fan. Seit seinem Urlaub auf Key Largo liest er alles, was er darüber ergattern kann, auch wenn´s ein 20 Jahre alter Krimi ist, der jetzt in neuer Ausgabe erscheint. Denn "Große Tiere" entstammt der Feder von Carl Hiaasen - und das bedeutet nicht nur Sunshine-State pur, sondern auch noch jede Menge Vergnügen.
Dabei ist die Grundkonstellation eines Hiaasen-Thrillers denkbar einfach: hier die Guten, die sich meist aus den Verlierern der Gesellschaft rekrutieren. Dort die durchtriebenen, rauflustigen, korrupten, bestechlichen, mörderischen Bösen, von denen es viel zu viele gibt. Und dann noch deren Handlanger, die zwar noch übler sind, aber auch mit einem IQ gesegnet, der tiefer ist als die Sümpfe vor Key Largo.
Zwei dieser Deppen entwenden aus einem Vergnügungspark nahe der Everglades die letzten zwei lebenden Exemplare der blauzüngigen Mangowühlmaus. Die Nager überleben die Entführung nicht - ein Schock für die Auftraggeber des Mousenappings, Ökorebellen, die sich "Mütter der Wildnis" schimpfen und im wirklichen Leben ein Haufen alter Damen jenseits der siebzig sind. Die unerschrockenen Omas wollten mit den niedlichen Tierchen Stimmung gegen die geplante Erweiterung des Freizeitparks machen. Dessen Betreiber Francis X. Kingsbury - alias Frankie King, ein New Yorker Mafia-Pate im FBI-Zeugenschutz - hat nach alter Methode Behörden und Politiker bestochen, um die Everglades ein für allemal trockenzulegen. Bald soll dort ein riesiger Golfplatz entstehen.
Das wiederum wurmt den Exreporter Joe Winder mächtig, da die Mangrovenwälder sein liebstes Angelgebiet sind. Dumm nur, daß Winder ausgerechnet als PR-Schreiber des Freizeitparks seine täglichen Fischköder verdienen muß. Für eine Weile hält er still. Als aber Dr. Kroocher, der Tierarzt des Vergnügungsparks, plötzlich unzerkaut im Magen eines Wals landet, platzt Winder der Kragen. Der sorgenvolle Doktor hat nun wirklich keinem Moskito etwas zuleide getan. Hat sein Tod etwa mit den Mangowühlmäusen zu tun, deren Zungen nicht wirklich blau waren, sondern nur blau angepinselt?
"Native Tongues" ist der passende Originaltitel von "Große Tiere", das 1991 erstmals veröffentlicht wurde. Natürlich merkt man dem Krimi stellenweise sein Alter an, gerade in solchen Momenten, in denen die Handlung heutzutage mit einem Handy-Anruf in Sekundenschnelle gelöst wäre. Aber sei´s drum - ums Auflösen geht es bei Carl Hiaasen auch gar nicht. Das Vergnügen sind die haarsträubenden Verwicklungen, von denen es dank hirnloser Übeltäter garantiert immer mehrere Dutzend gibt.
Die Deppen vom Anfang sehen sich nämlich irgendwann um ihren Lohn geprellt. Deswegen verscherbeln die beiden, kaum daß sie - freilich durch Zufall - hinter die wahre Identität des Freizeitparkbetreibers gekommen sind, sein Geheimnis an die rachdürstigen Paten im Big Apple. La Familia entsendet Lou Rossiter, einen Auftragskiller, der seinen Key-Largo-Job zugleich für einen entspannten Familienausflug inklusive Schwiegermutter nutzt. Allerdings hat er die Rechnung ohne Pedro Luz gemacht, den anabolikafressenden Sicherheitschef des Freizeitparks, der eines ganz sicher haßt: Delphine. Dummerweise hat Dickie, ein liebestoller Meeressäuger, bereits ein Auge auf ihn geworfen.
So kriegt am Ende - wie bizarr! wie amüsant! - doch noch jeder, was er verdient. Übrigens auch der Autor dieser Zeilen, der sich zur Stunde auf dem Weg ins Reisebüro befindet. Wieder einen Key-Largo-Urlaub buchen.
Carl Hiaasen - Große Tiere
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(Native Tongues)
Goldmann (München 2009)
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