John Grisham: Das Gesetz
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Ford County - Stories
Heyne Verlag (D 2010)
Für seine Justizthriller hat er viel Geld, aber auch viel Kritik bekommen. Nun versucht sich der Bestsellerautor an der anspruchsvollen literarischen Form der Short Story. Sieben davon finden sich in seinem neuesten Buch - sind sie lesenswert? 15.10.2010
Ich hör sie schon schreien, die etablierte Riege der Buchkritiker, die mit John Grisham und seinen Justiz-Thrillern auf Kriegsfuß stehen. Von wegen einfache Sprache, schlichte Story und überhaupt immer diese schnöden Klischees. Jetzt auch noch Kurzgeschichten. Sakrileg!
Zugegeben, das Schreiben einer guten Short Story ist tatsächlich echte Kunst. Nur die wenigsten Schriftsteller beherrschen dieses Spiel der wenigen Worte und der überraschenden Pointen, erst recht, wenn sie ihre Plots im Krimi- oder Thrillergenre ansiedeln.
Letzteres ist bei Grisham gar nicht der Fall. Darüber hinaus glaube ich auch nicht, daß er mit seinen Storys höhere literarische Weihen anstrebt. Und überhaupt sei die Frage erlaubt: Wie zum Henker kommt der deutsche Verlag dazu, dem Band diesen hanebüchenen Titel zu verpassen? Denn mit Justiz und Richtern und Anwälten, so wie man es üblicherweise von diesem Autor gewohnt ist, haben die Kurzgeschichten meist gar nichts zu tun. Aber vermutlich haben sich findige Herausgeber gedacht, deutschsprachige Leser erwarteten von Grisham nun einmal Recht & Ordnung, also kriegen sie "Das Gesetz" verpaßt.
Im Original heißt das Buch "Ford County - Stories", und das trifft es auf den Punkt. Denn verbindendes Glied aller sieben Geschichten ist eben dieser fiktive Ort in Mississippi, den der Grisham-erprobte Leser bereits aus dessen Debüt "Die Jury" kennt. Und so, wie man sich das Leben in Mississippi eben vorstellt, sind auch die Stories gestaltet: manchmal gemütlich, oft behäbig, und meist recht unspektakulär.
Da gibt es den emotional erstarrten Mann, der zum ersten Mal im Leben über sich hinauswächst, nachdem seine Frau sich von ihm getrennt hat. Einen an Aids erkrankten Schwulen, der zum Sterben in seine Heimatstadt zurückkehrt, aber dort auf blankes Entsetzen stößt. Eine Familie, die zum letzten Mal ihren zum Tod verurteilten Sohn und Bruder im Gefängnis besucht; der bis kurz vor der Hinrichtung an seine Begnadigung glaubt - bis sie ihn im Sarg mitheimnehmen und begraben.
Gut: Ein Meisterwerk, wie es der Klappentext verheißt, ist das alles nicht. Aber gerade weil die Geschichten von den Erlebnissen kleiner Leute in einem kleinen Ort erzählen, und zwischen den Zeilen immer wieder ein stiller Humor durchscheint - keineswegs bösartig; eher jene Art von Humor, mit dem sich die Widrigkeiten des Lebens in der Einöde Amerikas leichter ertragen lassen - bietet "Das Gesetz" ein kurzweiliges Vergnügen für ein verregnetes Wochenende im Herbst.
Und das ist doch gar nicht so schlecht.
John Grisham: Das Gesetz
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Ford County - Stories
Heyne Verlag (D 2010)
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