Jussi Adler-Olsen: Schändung
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Fasandraeberne
dtv (D 2010)
Die oberen Zehntausend und ihre feinen Sprößlinge: Ein neuer Fall für den kauzigen Ermittler Mørck, der das "Sonderdezernat Q" leitet. 30.10.2010
Nach "Erbarmen" ist "Schändung" der zweite Krimi mit Kommissar Carl Mørck, der den Chefs im Polizeipräsidium zu unbequem wurde, weswegen sie ihn in das eigens für ihn gegründete Sonderdezernat Q weglobten.
Nun fristet er im muffigen, düsteren Keller des Polizeipräsidiums sein Dasein. Was ihm gar nicht so unrecht wäre, hätte man ihm nicht ausgerechnet den eigenmächtigen Syrer Assad als Assistenten zugeteilt. Der spielt beim Kaffeekochen den Zerstreuten, läßt bei der Vernehmung von Verdächtigen aber immer wieder überraschende Geistesblitze erkennen; außerdem schlägt er sich mit zwielichtigen Gestalten herum, deren Herkunft Mørck jedoch (vorerst) verborgen bleibt. Genauso wie die Antwort darauf, wer dieser Assad in Wirklichkeit ist.
Obendrein wird den beiden Q-Ermittlern jetzt Rose Knudsen als Sekretärin zur Seite gestellt. In Wahrheit wurde sie ebenfalls bloß abgeschoben. Kein Wunder, wie Mørck recht schnell herausfindet, denn Rose ist ein eigensinniger und noch dazu ständig plappernder Wirbelwind, den Mørck am liebsten gleich wieder zum Teufel schicken würde.
Doch dann erweist sich Rose als tüchtige Rechercheurin. Es geht um den alten Fall einer Internatsclique: Ditlev, Torsten, Ulrik, Kristian, Bjarne und Kirsten-Marie - bis auf Bjarne allesamt Zöglinge wohlhabender, einflußreicher Eltern. Vor einem guten Jahrzehnt geriet die Gruppe unter Verdacht, einen Doppelmord begangen zu haben. Bjarne nahm alle Schuld auf sich. Seither sitzt er im Gefängnis.
Aber irgendwas ist faul daran, wie Mørck und seine Ermittler bald herausfinden: Denn welchem Umstand ist es zu verdanken, daß Bjarne im Verlauf seiner Knastjahre zu einem nicht unbeträchtlichen Vermögen gelangt ist? Auch andere scheinen zu Reichtum gekommen zu sein. Wurde hier Schweigegeld bezahlt? Wenn ja - von wem?
Und was ist mit Kirsten-Marie, die trotz eines Millionenvermögens als Oberdachlose auf der Straße lebt, und der ihre alten Freunde nichts sehnlicher wünschen als den baldigen Tod?
Mørck und sein Team heften sich auf ihre Spur. Bis sie plötzlich Anweisung von ganz oben erhalten, aus dem Justizministerium und sogar von der Polizeipräsidentin: Keine weiteren Ermittlungen mehr, der Fall sei mit der Verurteilung Bjarnes längst erledigt.
Doch da hat die einflußreiche Clique die Rechnung ohne Mørck gemacht. Selbst wenn es ihn den Job kostet, er läßt sich von niemandem etwas sagen. Allenfalls von der netten Polizeipsychologin Mona Ibsen, die ihn mit ihren Augen, mehr aber noch ihrem liebreizenden Ausschnitt auch diesmal verzaubert ...
"Schändung" ist ein flotter Krimi mit vielen interessanten Figuren. Leider aber viel zu vielen, als daß ihnen der Autor selbst auf 450 Seiten gerecht werden kann. Gerade was die neureiche Clique betrifft, die da mit Gewalt und Mord ihre Langeweile zu vertreiben sucht, wünscht man sich hin und wieder ein bißchen mehr Charaktertiefe. Das würde zumindest darüber hinwegtrösten, daß der Verlauf der Geschichte bis hin zum großen Showdown so vorhersehbar ist.
Bleibt also das illustre Team, das über die Zeit rettet: Assad, Rose - und natürlich Mørck, der kauzige Ermittler mit all seinen amüsanten Spleens, seinem lärmenden Sohn Jesper, seinem querschnittsgelähmten, lebensmüden Freund Hardy ...
So ist man nicht nur gespannt auf den dritten Fall des Sonderdezernats Q, sondern auch angesichts der Frage: Wird Mørck endlich Mona küssen?
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