Nelson DeMille - Das Vermächtnis
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(The Gate House)
Hoffmann & Campe (D 2009)
(Photo © Sandy DeMille)
Nicht Fisch, nicht Fleisch: Das neue Werk des auf Jamaika geborenen US-Autors ist kein Krimi, erst recht kein Thriller. Und doch liest sich der Roman spannend weg wie nichts. 26.01.2010
Anwalt John Sutter kehrt nach zehn Jahren seines Londoner Exils zurück in die USA. Genauer: nach Long Island, an die Goldküste, wo die Upper Class New Yorks lebt. Dort muß er den Nachlaß von Ethel Allard regeln. Sie war die ehemalige Bedienstete der vornehmen Familie William und Charlotte Stanhope, mit deren Tochter Susan er einst verheiratet war. Dann hat Susan ihn nicht nur mit dem Nachbarn betrogen, dem Mafia-Paten Frank Bellarosa, sondern diesen auch kaltblütig erschossen.
Ein Wiedersehen mit der Ex-Frau, die für diese Tat vom FBI nie zur Verantwortung gezogen wurde, ist für John unausweichlich, und das alleine ein Grund, warum er sich am liebsten sofort wieder in den Flieger setzen und nach Europa jetten würde. Bevor es dazu kommt, lauert ihm aber Anthony Bellarosa auf, der Sohn des toten Mafia-Paten, der nicht nur möchte, daß John für ihn als Anwalt arbeitet, sondern auch Susan endlich zur Rechenschaft ziehen will.
Dummerweise sind Johns Gefühle für die Verflossene inzwischen wieder erwacht, naja, nie wirklich erloschen. Deshalb gerät er nicht nur selbst ins Fadenkreuz von Anthony, sondern auch in das seines ehemaligen Schwiegervaters, eines reichen, mißgünstigen, garstigen alten Mannes ...
Was hier nach einem klassischen Krimi oder Thriller klingt, ist in Wahrheit nur das kleine Fundament, auf dem Nelson DeMille einen großen Gesellschaftsroman baut. Denn es gibt keine endlosen Verstrickungen oder überraschenden Wendungen (okay, zwei kleine, allerdings vorhersehbare, zum Schluß), sondern nur ein fabelhaftes Porträt der New Yorker Upper Class. Dies aber derart leichtfüßig, dennoch intelligent, zeitkritisch, trotzdem witzig, unterhaltsam, aber auch spannend, daß sich die 830 Seiten weglesen lassen wie nichts. Nicht ein Satz ist in dem Roman zuviel, jeder Charakter nicht nur voller Standesdünkel, sondern auch Tiefe – und John Sutters Sarkasmus, der sich von der ersten bis zur letzten Seite zieht, einfach nur grandios: Fritten seien mit dir, flüstert er seiner nicht ganz hellen Schwiegermutter zu, als der Pastor beim Trauergottesdienst zum Friedenszeichen auffordert.
Ehrlich: Ich habe mich schon lange nicht mehr so köstlich mit einem Buch amüsiert.
Nelson DeMille - Das Vermächtnis
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(The Gate House)
Hoffmann & Campe (D 2009)
(Photo © Sandy DeMille)
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