Jussi Adler-Olsen: Erlösung
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Flaskepost fra P
Dtv (D 2011)
Serienkiller, die schwer an einem Kindheitstrauma tragen, gibt es rein literarisch gesehen mittlerweile wie Sand am Meer. Weshalb der Reiz am dritten Cold Case des dänischen Sonderdezernats Q woanders liegt - nämlich in einer Flaschenpost. 18.07.2011
Sage und schreibe 15 Jahre hat diese Nachricht gebraucht, um auf den Tisch des dänischen Sonderermittlers Carl Mørck zu gelangen - und das eigentlich auch nur durch einen dummen Zufall. Ansonsten stände die Flasche nach wie vor hinter Vorhängen verborgen auf dem Fenstersims eines schottischen Polizeireviers, wo Beamte sie einst abgestellt und vergessen hatten.
Auch Mørck mißt dem Schreiben - einem angeblichen Hilferuf - zunächst nur wenig Bedeutung bei. Obwohl inzwischen dank beachtlicher Erfolge allseits respektiert (siehe "Erbarmen" und "Schändung"), legt Mørck seine Füße immer noch lieber auf die Schreibtischplatte und schnarcht in die Stille des Kellers, wo sich die Büros (oder eher: Abstellkammern) des Sonderdezernats Q befinden. Ja, ein schönes Leben, wäre da nicht Mørcks eifriger Assistent Assad, sowie die noch lästigere Sekretärin Rose, die beide sofort ein böses Verbrechen hinter der Flaschenpost wittern. Wie gehabt kann sich der amtsmüde Mørck nur schwer gegen seine beiden agilen Gehilfen durchsetzen.
Schon bald steckt das Trio mitten drin in einem schrecklichen Fall von seriellem Kinderkidnapping. Ein kaltblütiger Psychopath treibt nach wie vor sein Unwesen, das sich vor allem gegen religiöse Fundamentalisten im Staate Dänemark richtet ...
Zur Erinnerung: "Erbarmen" war ein gelungener Start für die neue Krimireihe um das Sonderdezernat Q - ein spannender Cold Case und ein Trupp absurder Ermittler überzeugten auf ganzer Linie. "Schändung", Jussi Adler-Olsens zweiter Thriller um Carl Mørck, kam leider ungleich behäbiger und mit einem unübersichtlichen Figurenkabinett daher, und konnte eigentlich nur dank seiner schrulligen Ermittler punkten. Das ließ Schlimmes befürchten für den dritten Teil der Serie.
Doch obwohl um ein Vielfaches seitenstärker als die beiden Vorgänger, besinnt sich der Autor bei "Erlösung" auf sein eigentliches Talent: weniger Figuren, dafür hohes Tempo, dazu der absurde Polizistenhaufen; ergo wieder mehr Spaß und Spannung.
Auch die Rätsel rund um das schillernde Figurenkabinett des Dezernats Q werden natürlich fortgesetzt: Was hat es mit Mørcks syrischem Assistenten Assad auf sich, dessen Privatleben immer mehr Fragen aufwirft? Wer steckt tatsächlich hinter Rose, die - genervt von Carl - der Arbeit fernbleibt und stattdessen ihre Zwillingsschwester Yrsa schickt (nur daß Rose gar keine Schwester hat)?
Und was ist bei jenem Einsatz tatsächlich passiert, bei dem vor Jahren einer von Carls Kollegen zu Tode kam und der andere als gelähmter Krüppel endete? Wird letzterer, der lebensmüde Hardy, lieber die letzte Konsequenz oder in Carls WG ziehen? Wohin auch Carls schillernde Ex-Freundin Vigga urplötzlich zurückkehren möchte; ausgerechnet jetzt, da Carl endlich seiner heimlich Angebeteten, der Psychotherapeutin Mona, nahegekommen ist.
Zugegeben, auch "Erlösung" ist stilistisch keine große literarische Krimikunst, und mit einem traumatisierten Serienkiller ganz sicher auch keine Neudefinition des Genres. Aber der Thriller unterhält von der ersten bis zur letzten Seite - und das ist die Hauptsache.
Jussi Adler-Olsen: Erlösung
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