Print_Patricia Vohwinkel - Gleichzeitig Elchtod

Aber bitte mit Buddha

Manchmal kommt alles zusammen. Im Falle unseres sympathischen Pathologen sind es Bibel und Buddhismus, die Frage nach seinem Vornamen und zwei Morde.    27.10.2004

Zu Beginn kann der Pathologe und passionierte Hobby-Sänger Jakob de Vries nicht einmal richtig sprechen, da er gerade in die toten Augen seines Bruders schaut. Erst später findet er seine Stimme wieder - in der Pianobar "Two Keys", wo er Robbie Williams´ "Angel" zum besten gibt. Aber da ist auch Sina bei ihm, Kommissar Dominiks Schwester, die sich plötzlich gleichzeitig um zwei Morde kümmern muß: den an Jakobs Bruder Lukas und den an Ute Schenk. Und in beiden Fällen hatten es die Mörder gleichzeitig auf das Herz des Opfers abgesehen.

Daß diese makabre Einzelheit der Schlüssel zum Tatmotiv sein muß, wird Sina bald klar. Doch wie soll sie sich zurechtfinden, wenn sie doch die Würgemale des letzten Falles noch wie Stigmata am Hals trägt? Außerdem muß sie sich mit Jakobs moralisierender Verwandtschaft und seinen nach Evangelisten benannten Brüdern auf der einen Seite herumschlagen, während auf der anderen der buddhistische Weisheiten zitierende und Bonsais züchtende Roman Salach, Hauptverdächtiger in der Sache Ute Schenk, steht.

Anfangs mag man ja Schwierigkeiten mit der Lektüre von "Gleichzeitig Elchtod" haben, da der Roman nahtlos an den Vorgänger "Atemlos Elchtod" anschließt. Wenn dann Jakob "Elchtod" de Vries mit seinem alten Saab nach Holland fährt, um zu erkunden, weshalb ausgerechnet er nicht nach einem Evangelisten getauft wurde und Sina sich im Reitstall gleichzeitig in Bibel- und Buddhismus-Zitaten verstrickt, ist man dann aber doch bald mittendrin. Und wieder ist hier nicht die Frage nach dem Mörder entscheidend, sondern alles dreht sich um die Hauptfiguren des Romans; wieder geht es nicht um den Mord an sich, sondern um das Ergründen der Motive. Das ist es, was einen Großteil der Faszination jedes "Elchtod"-Romans ausmacht.

Mit im dichten Blätterwald selten gewordener Farbigkeit und sprachlicher Eleganz legt Patricia Vohwinkel hier einen weiteren Krimi vor, der den Leser nicht losläßt. Zu brillant ist ihr Stil, zu gekonnt das Verweben von Rockmusik mit klassischen Zitaten. Intelligent, keine Frage, und das von Anfang bis zum Schluß.

Milan Knezevic