Warum ich so gut bin...

Franz Antel muß bei der Abfassung seiner Autobiographie große Vorbilder gehabt haben. In mancher Hinsicht erinnert das Buch an Friedrich Nietzsches "Ecce Homo" und dessen Kapitelüberschriften - von "Warum ich so klug bin" bis "Warum ich so gute Bücher schreibe". Antel hat vor allem die Beantwortung zweier Fragen im Auge: "Warum ich so gute Filme drehe" und "Warum ich soviel Sex-Appeal habe".

Der Vergleich mit Nietzsche ist vielleicht ein wenig weit hergeholt. Geschenkt. Dafür bietet sich der mit einer fiktiven Autobiographie des Franzosen Roland Topor um so mehr an. Titel: "Die Memoiren eines alten Arschlochs". Nicht, daß Antel ein solches wäre, damit täte man ihm unrecht; aber einige Parallelen sind denn doch vorhanden. Topor schrieb mit seinem Buch die Erinnerungen eines allgegenwärtigen Demiurgen, der in fast schon göttlicher Allmacht bei jedem historischen Geschehen zugegen gewesen sein bzw. dieses ausgelöst haben will. Das reicht vom Anstoß zu Degas´ Künstlerkarriere bis zum Tod Trotzkis.

Etwas billiger gibt´s da schon der Antel. Sein hauptsächlicher Anspruch besteht darin, sämtliche Film- und Schauspielerkarrieren von den Gebrüdern Lumière bis zum heutigen Tag in die Wege geleitet zu haben. Zudem hat er alles gevögelt, was nicht niet- und nagelfest ist - Frauen, Fußball und Filme halt. Was einigermaßen erstaunt: Wer sich die Fotos im Buch ansieht, bemerkt bald, daß der heute 88jährige eigentlich schon immer so ausgesehen hat - und wohl schon immer ein falsches Gebiß hatte.

Wer sich zunächst noch von der da und dort vermeintlich aufblitzenden Selbstironie täuschen läßt, der muß mit fortschreitendem Lektüremißvergnügen zu einem erschreckenden Schluß kommen: Der göttliche Prof. Franz Antel meint jedes Wort ernst. Das hört sich dann so an: "Übrigens war das der Film, bei dem ich den später weltberühmten Producer Sam Spiegel kennengelernt hatte. [Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ] die junge Dame, mit der ich ihn bekannt machte. Eine gewisse Hedy Kiesler, aus der Alserbachstraße. Als Traumvamp später besser bekannt unter dem Namen Hedy Lamarr." Oder so: "Gewiß, als ich schon längst im Einsatz hätte sein sollen, lag ich noch mit einer schönen Rumänin im Bett, und wir versuchten, wieder mit ein bißchen Französisch, die Gegensätze zwischen den Nationen zu überbrücken." Wenigstens einer, der den Weltkrieg halbwegs vergnüglich hinter sich gebracht hat...

Was die Antel-Filme betrifft, erweist sich das Buch in erster Linie als ein Who´s who der schauspielerischen High-Society. Wichtig ist nicht, was gedreht wird, sondern mit wem - und wer von den hübschen Hasen letztlich ins Bett zu kriegen ist. Und das ist ja auch irgendwie eine künstlerische Lebensphilosophie.

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Über den Autor:
Franz Antel wurde 1913 als Sohn eines Wiener Beamten geboren. Ab 1931 war er als Regie- und Kameraassistent, ab 1935 als Produktionsleiter bei der Berliner Terra-Film tätig. Mit "Das singende Haus" drehte er 1948 seinen ersten Spielfilm als Regisseur. Die Filmographie des außerordentlich produktiven Regisseurs beinhaltet ca. 80 weitere Produktionen (z. T. unter dem Pseudonym Francois Legrand), darunter "Hallo, Dienstmann", "Im schwarzen Rößl" und "Der Bockerer".