Ungarische Impressionen

Die neue CD der Decca vereint die zwei wichtigsten Orchesterwerke des Meisterkomponisten Bela Bartok - nämlich das komplette Ballett "Der wunderbare Mandarin" und das Konzert für Orchester. Der entscheidende Faktor dabei ist die hervorragende Interpretation.

Riccardo Chailly, dessen erste Erfolgserlebnisse Opernproduktionen und -aufnahmen waren, hat sich mittlerweile fast vollständig von dieser Kunstform abgewandt und ist zum symphonischen Bereich "übergelaufen". Im Laufe der seither verstrichenen Jahrzehnte hat sich Chailly als Spezialist für die Romantik erwiesen.

Der Maestro ist gerade dabei, die kompletten symphonischen Werke von Mahler und Bruckner einzuspielen. Daneben bleibt ihm allerdings immer noch Zeit für andere wichtige Aufgaben: Mit den zwei Orchesterwerken von Bartok beispielsweise konnte Chailly einen neuerlichen Meilenstein in seiner Karriere setzen. Zudem hat er auch das Glück, mit dem Amsterdamer Concertgebouw-Orchester einen der renommiertesten Klangkörper der Welt leiten zu dürfen.

Bartoks "Concerto for Orchestra" ist eines der Standardwerke der Konzertliteratur, obwohl es dafür eigentlich noch viel zu selten aufgeführt wird. Das Stück besteht aus fünf Sätzen; jeder Satz ist eine eigene Welt für sich, ein Mikrokosmos, und im letzten Satz zitiert Bartok noch unheimlich kitschig Lehar. Im ebenfalls auf der CD enthaltenen Ballett "Der wunderbare Mandarin" geht es tragisch zu - es handelt von einem Mandarin, der auf ein Mädchen, das den Lockvogel spielt, hereinfällt, danach von Räubern überfallen wird und schließlich (fast wie ein Alien) unverwundbar ist. Als jedoch er und das Mädchen plötzlich ihre wahre Liebe zueinander entdecken, ist der seltsame Chinese genauso verwundbar wie jeder andere Mensch und stirbt den Erlösungstod.

Beide Werke sind hochvirtuos interpretiert, wobei die Musikalität niemals zu kurz kommt. Chailly versteht es, den Amsterdamer Orchestermusikern ein Maximum abzuverlangen. Die Scheibe ist mit 70 Minuten gut gefüllt. Wünschenswert wäre halt gewesen, daß die Decca in Sachen Aufnahmetechnik vielleicht einmal wieder zu ihrem "alten" Standard zurückfindet. Etwas mehr räumlicher Klang hätte der Hörerschaft garantiert viel Freude bereitet.

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