Gauner gegen Gauner

Geld macht Ganoven: Mit seiner Farce über schnellen Reichtum und den American Dream nähert sich Woody Allen wieder seinen humoristischen Anfängen - und findet mit einer charmanten kleinen Komödie mit Slapstick, Wortwitz und hohem Unterhaltungswert das Auslangen.

Wie jeder anständige US-Amerikaner mittleren Alters träumt natürlich auch Ray Winkler (Woody Allen) davon, seinen Lebensabend in der Sonnenuntergangskulisse von Miami zu verbringen. Daher faßt der Tellerwäscher aus New Jersey einen genialen Plan: Ein raffinierter Bankraub soll das nötige Kleingeld bringen. Mit zwei weiteren Amateurganoven und seinem Schulfreund, dem Versicherungsbetrüger Benny (Jon Lovitz), mietet er einen kleinen Laden, um à la "Rififi" einen Tunnel zum Tresor nebenan zu graben. Zur Tarnung und gegen unliebsame Störenfriede eröffnet Rays Frau Frenchy (Tracey Ullman) darin zur Tarnung einen Cookie-Shop. Die selbstgemachten Kekse entwickeln sich aber unbeabsichtigt in Windeseile zum Verkaufsschlager und Frenchy zur lokalen Berühmtheit. Als Aushilfe für den Andrang engagiert sie ihre liebenswürdige, aber unbedarfte Cousine May (Elaine May). Der naive Gang-Zuwachs steuert dann auch rasch zu den sich häufenden Pannen im Kellergeschoß eine weitere bei, indem sie einem Cop, Stammkunde der ersten Stunde, vom unterirdischen Treiben erzählt. In Folge erwartet dieser die vier beim ersten Auftauchen aus ihrem Geheimgang, aber nicht um sie festzunehmen, sondern um angesichts der florierenden Umsätze ein Franchising vorzuschlagen.

Ein Jahr später sind alle Multimillionäre, die mit ihrem boomenden Unternehmen und eigenwilligen Marketing-Strategien als Vorzeigemodelle für schnellen Erfolg herumgereicht werden. Doch der Aufstieg in die High Society täuscht trotz schicker Park-Avenue-Residenz und angehäufter Nippes nicht über den proletarischen Background und die gänzliche Unbelecktheit in Sachen Bildung, Geschmack und Kultur der wirklich Reichen hinweg. Frenchys Drang, sich mit Hilfe des britischen Kunsthändlers und Gentlemans David (Hugh Grant) den geforderten Stil und Regelcode von New Yorks Upper Class anzueignen, führt zur Ehekrise, zum Untergang des Backimperiums und zu einem kleinen Happy-End.

Anlaß genug für Woody Allen, nicht nur die uramerikanische Anbetung der Glaubensformel von der Erfolgsstory "vom Tellerwäscher zum Millionär" zu karikieren, sondern auch den blasierten Umgang einer neu entstandenen Kunst- und Kulturschickeria, die die Objekte ihrer Begierde hauptsächlich unter dem Aspekt der Wertanlage zu betrachten scheint. Und im Film verbirgt sich wohl auch ein Seitenhieb des mittlerweile 65jährigen Regisseurs auf seine von Kritikerseite nicht immer goutierten Ambitionen in Richtung Kunstfilm. Auf diese verzichtet "Small Time Crooks" völlig, im Gegenteil gibt der Film nicht vor, mehr zu sein als er ist: eine kleine Farce, die über weite Strecken funktioniert und witzig ist. Auftauchende Momente einer - beim Gros der Hauptakteure vielleicht auch altersbedingten - Betulichkeit und nicht mehr ganz taufrischer Gags muß man als Fan allerdings großzügig unter den Tisch fallen lassen. Denn es ist erfreulich genug, daß sich der Altmeister hier nach längerer Abstinenz wieder konsequent auf jenes Metier einläßt, das er am besten beherrscht: tolpatschiger Slapstick, krude Dialog-Duelle, beiläufig servierte Witze und ein perfekt eingespieltes, wie gewohnt zwischen Phlegma und Genervtheit agierendes Ensemble - bei dem nicht einmal Brit-Beau Hugh Grant sonderlich stört.

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