Familientrauma

Wes Andersons "Die Royal Tenenbaums" ist einer der ganz seltenen Lichtblicke im komödiantischen Filmschaffen Amerikas - ein Qualtätsstreifen, den man zuhause haben sollte.

Der alte Royal Anderson (Gene Hackman) und seine Gattin Ethel (Anjelica Houston) hatten sich einst getrennt, weil Royal ein katastrophaler Vater war. Unter den erzieherischen Fittichen Ethels entwickelten sich die Kinder sodan allesamt zu Wunderkindern: Chas Tenenbaum (Ben Stiller) zu einem reichen Banker, Margot Helen Tenenbaum (Gwyneth Paltrow) zur Autorin erfolgreicher Theaterstücke und Richie 'Baumer' Tenenbaum (Luke Wilson) zu einem Tennis-As. (Lukes Bruder Owen Wilson, Co-Autor des Drehbuchs, spielt übrigens eine witzige Nebenrolle als Westernautor und Drogenkopf Elijah 'Eli' Cash.)

Nach Jahren entscheidet sich der kettenrauchende Royal schließlich, seine Familie wiederzusehen - auch, wenn er dafür eine tödliche Erkrankung vortäuschen muß. Die Wiedervereinigung bringt ans Tageslicht, wieviel sich in den letzten 17 Jahren verändert hat. Die Kinder haben ihren Glanz verloren. Chas ist ein leicht ausgeklinkter Witwer mit zwei Söhnen, der ständig im Jogginganzug rumläuft. Margot verbringt ungesund viel Zeit im Bad, um dort fernzusehen, hat sich ein paar Finger abgeschnitten und ist mit einem weitaus älteren Mann (Bill Murray) verheiratet. Richie hat sich nach einem Auszucker am Tenniscourt völlig zurückgezogen und kommuniziert nur über Telegramme. Nur die etwas sperrige Ethel hat sich mit Henry Sherman (Danny Glover) scheinbar den Richtigen geangelt...

Im Stil eines Buches - inklusive Kapitel-Aufteilung und fallweise eingeblendeten Buchcovers - wird die Geschichte der Familie Tenenbaum (einst und jetzt) aufgerollt. Die Ansammlung von schrägen Vögel ist immer wieder als Addams Familiy für das Dritte Jahrtausend bezeichnet worden, und das kommt ganz gut hin. Die Gruppe von Schauspielern, getragen vor allem von Gene Hackman, vereint sich hier zu einem absoluten Glücksfall, wo ein perfekt balanciertes, genauso niveauvoll wie schreiend komisches Drehbuch auf einen überaus talentierten Regisseur mit perfekter Besetzung trifft. Ein Fest des subtilen Humors, das seinesgleichen sucht in Hollywood.

Alle 2 Kommentare ansehen

Lustig?
(Walter Robotka, 17.03.2002 01:06)

Exzentrische Leere
(Christoph Prenner, 20.03.2002 19:46)