Dreckiger Job

"Spy Game" zeigt, daß für die CIA zu arbeiten immer ein Risiko ist - weil diese Agentur keine Verantwortung und kein Gewissen kennt, weder gegenüber fremden und eigenen Bürgern noch gegenüber Mitarbeitern.

Eigentlich will sich CIA-Agent Muir (Robert Redford) zur Ruhe setzen. Aber als er erfährt, daß sein Zögling Agent Bishop (Brad Pitt) von den Chinesen verhaftet und der Spionage bezichtigt wird, kann er nicht anders, als dessen Befreiung zu versuchen. Immerhin haben die beiden gemeinsam viel durchgemacht und sind wie Vater und Sohn zueinander, und die CIA läßt Bishop natürlich wie eine heiße Kartoffel fallen. Muir setzt also alle Hebel in Bewegung, die ihm zur Verfügung stehen - er wird seinen Wahlsohn um jeden Preis raushauen. Diese ambitionierte Mission gibt ihm Gelegenheit, sich nochmals an den gemeinsamen Werdegang zu erinnern. Rückgeblendet erleben wir die Zeit, als Muir den jungen Bishop in Vietnam rekrutiert und trainiert hat, was sie in Folge alles erlebt haben und wer die Frau war, die sie fast auseinandergebracht hätte...

Zugegeben, diese verkürzte Inhaltsangaben riecht reichlich nach Käse. Aber der große Unterschied liegt darin, daß es sich bei Tony Scotts neuem Film weder um eine Agenten-Klamotte à la James Bond handelt noch um eine dieser schrecklichen Tom-Clancy-Verfilmungen mit Harrison Ford und schon gar nicht um die befremdende "Mission Impossible"-Serie, sondern um einen beinharten, realistischen Thriller, der dem Agentenleben jeden Glanz raubt und es eigentlich nur dreckig dastehen läßt.

Tony Scott, seit "True Romance" und "Enemy Of The State" von früheren Verbrechen ("Top Gun") amnestiert, zieht in "Spy Game" alle Register des aktuellen Hollywood-Chic (geraffte Zeitlupe etc.), ohne dabei ausschließlich dem Selbstzweck zu verfallen. Er setzt seine Stilmittel oft zielsicher und gut akzentuiert ein. Dennoch hat der Film offensichtliche Probleme. In Sachen Story werden z. B. keine originellen Neuigkeiten verkündet. Damit könnte man leben. Aber das, was erzählt wird, rattert auch viel zu rastlos über den Bildschirm. Wer sich an John Boormans "Schneider von Panama" erfreuen konnte, wird mit Scotts Arbeit weniger anfangen können - sie bleibt bei der Beobachtung ihrer Charaktere relativ oberflächlich, was hauptsächlich an der wilden Schnittechnik liegt.

Die Schauspieler fühlen sich aber sichtlich wohl - wovon Robert Redfords Leistungen weniger, Brad Pitts dafür umso mehr abhängen. Beide spielen prächtig, Catherine McCormack ist wie immer eine grandiose Ergänzung.

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