Aufregende Stilkreuzungen

Das Genre-umtriebige Independent Label Kitty-Yo hat Künstler wie den Exil-Kanadier Gonzales mit seinem sleazy Hip-Hop, die post-rockigen Couch oder die Knöpfchendreher von Rechenzentrum im Programm. Von diesem breiten musikalischen Spektrum angetan, schickt Quatermass experimentelle Elektroniker ins Rennen, um Tracks aus dem Backkatalog des deutschen Labels zu remixen.

Remixe sind ja teilweise eine zwiespältige Angelegenheit. Immer öfter wird durch Variationen eines erfolgreichen Tracks versucht, die Kaufkraft der Konsumenten auszuschöpfen. Die Ergebnisse sind meist sehr ernüchternd und unnötig - wirklich brauchen tut das niemand. Das es auch anders geht, beweißt die Compilation "Vs Kitty-Yo", auf der Motive der ursprünglichen Stücke teilweise erhalten bleiben, diese aber in einen anderen Kontext gesetzt werden. Um Vergleiche mit den Originalen anstellen zu können, sind diese praktischerweise auch auf der CD enthalten.

Den Anfang machen Add N to (x), die sich in verspielter Weise an "Higher Than You" von Gonzales vergehen. Raus kommt dabei ein durchgeknalltes Hip-Hop Stück, das vor Orgel- und Synthesizerwahnsinn nur so strotzt. Calla verwandeln "Alle auf Pause" von Couch in einen komplexen Breakbeat-Track, der eine sehr düstere und bedrohliche Atmosphäre aufbaut. Fibla jagen die Melodien von Stol - einem älteren Kitty-Yo-Act, der sich schon vor längerer Zeit aufgelöst hat - durch ihr Powerbook, mixen noch allerhand Störgeräusche dazu und geben eine Vorstellung von dem, was man unter Melancholie des 21. Jahrhunderts verstehen könnte. Peaches Electro-Punk Hit "Lover Tits" wird von Tal zuerst durch den digitalen Fleischwolf gedreht und dann in möglichst verrückter Anordnung wieder zusammengesetzt - tanzbar ist das auf keinen Fall mehr, aber wen kümmert das schon. Dafür bitte die wunderbare Mira Calix auf das Parkett des "digitalen Dancefloors", indem sie der kalten Elektronik von Rechenzentrums "Submarine" etwas Leben einhaucht.

Eine durchwegs gelungenen, vielschichtig interessanten Angelegenheit - und ein gutes Beispiel dafür, dass ins Ohr gehende Popsongs und abstrakte Elektronik kein Widerspruch sein müssen.

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